Junger Mann mit Rucksack läuft durch die Graffiti Alley Jennifer Latuperisa-Andresen

Graffiti Alley: Die bunteste Straße in Toronto

Auf mehr als einem Kilometer haben sich in der Rush Lane in Toronto »Muralists« ausgetobt – Graffiti-Sprayer, die ihre Gemälde an die Wände gebracht haben, mehr oder weniger legal.

Küken von uber5000 in der Graffiti Alley in Toronto
Küken vo

Immer wieder hockt es an einer Wand, dieses knallgelbe Küken. Lesend, mit einem Kopfhörer oder einer coolen Sonnenbrille. In der Rush Lane, Ecke McDougall Lane, ist es dann in Action zu sehen. Beim Eishockey spielen, beim Fotografieren, beim Shoppen. Und immer da, wo man das gelbe Küken sieht, ist auch der Schriftzug uber5000 nicht weit entfernt. Das ist der Künstler, der in jedem seiner Graffitis den quietschbunten Vogel unterbringt.

Kreative Hauswände ziehen die Touristen an

 

Doch uber5000 ist nicht der einzige, der sich kreativ an Torontos Hauswänden austobt. Zahlreiche Sprayer haben sich größere und kleinere Wände vorgenommen, oft in Nacht- und Nebelaktionen. Denn eigentlich ist das Graffiti-Sprühen nicht erlaubt in der größten Stadt Kanadas. »Es sei denn, die Hausbesitzer oder Verwaltungen erlauben es«, sagt Bri. Sie führt eine Gruppe von Touristen und Einheimischen durch die Graffiti Alley, wie die Gegend um die Rush Lane genannt wird. Hier ist kaum ein Haus ohne Sprühkunst.

Besuchergruppen in der Garffiti Alley in Toronto

Große Gemälde und kleine Vögel, Schriftzüge und Alltagsbeobachtungen, quietschbunt oder in eher depressiven Farben gehalten. Farbschicht über Farbschicht – so markieren die Künstler ihr Revier. Doch eine goldene Regel gibt es, an die sich offenbar jeder aus der Szene hält: »Graffitis von gestorbenen Sprayern werden nicht angerührt.«

Und überall Instagrammer

 

Bri erzählt jede Menge von den verschiedenen »Styles« der Künstler, wie sie oft bei Nacht und Nebel »arbeiten«, um ihre »Murals« an die Wände zu bringen. »Manche arbeiten nur mit wenigen Farben, damit sie schnell fertig sind«. Andere wiederum sind in Grüppchen unterwegs, damit immer einer Schmiere stehen kann.

Sammlung von Murals von der Graffiti Alley in Toronto

»Selbst Leute, die Graffiti für ein Verbrechen halten, müssen auf den Touren oft zugeben, dass das wirklich eine Kunst für sich ist«, sagt Bri. Sie selbst ist begeistert davon, wie mancher Sprayer aus freier Hand sein Werk auf die Wände bringt. Andere wiederum zeichnen nach einer Vorlage auf Papier.

 

Weltberühmte Schmierereien

uber5000 hat sich mit seinen Küken an viele Stellen ausgetobt in und um die Rush Lane herum. Sein größtes und buntestes Werk ist ein komplettes Haus, das er mit Sprühkunst versehen hat . Und das einem Wimmelbild gleicht, wenn man es aus der Nähe betrachtet. Es ist zur Kulisse geworden für Rick Mercer und seine wöchentliche Abrechnung mit der kanadischen Politik im »Mercer Report«.

Kugelfisch von uber5000 in der Garffiti Aley in Toronto

Denn wenn er sich in Rage redet, marschiert er vor dem Haus auf und ab. Vor den kartenspielenden Krabben. Vor dem fiesen Kugelfisch. Vor dem Hammerhai, der seinen Weg nicht findet. Und vor dem kleinen gelben Küken, das irgendwo auf der großen Hauswand versteckt ist.

 

Info: In die Graffiti Alley geht man westlich von der Spadina Street zur Portland Street. Der hintere Eingang ist zwischen der Queen Street und der Richmond Street.

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