Aurora Borealis sind ein Phänomen, das man auch am kanadischen Himmel nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Aber es gibt ein paar gute Orte, um Nordlichter in Kanada zu suchen. Text: Verena Wolff
Grün, manchmal sogar pink wabern sie am Nachthimmel und sorgen für ein unvergleichliches Erlebnis: die Nordlichter. Doch ein alltägliches Ereignis sind sie nicht, nicht mal jenseits des Polarkreises. Denn einiges muss stimmen, damit die Aurora Borealis sich am nördlichen Nachthimmel zeigen.
Wolken, Schnee oder bedeckter Himmel versperren die Sicht
Auch zeigen sie sich nicht immer gleich stark oder an denselben Stellen, denn manchmal sind diese Sonnenwinde nur ganz nah am Polarkreis zu sehen, manchmal aber auch weit darüber hinaus. Es gibt verschiedene Webseiten und Apps, die die Polarlichter recht zuverlässig voraussagen – so dass man nicht umsonst die Nächte in der eisigen Kälte Nordkanadas verbringen muss.
Von Ost nach West durchzieht der Polarkreis das zweitgrößte Land der Erde – von Nunavut bis in den Yukon. Viel Platz also, um auf die Jagd nach den Lichtern zu gehen. Am besten geht das mit einheimischen Guides: An vielen Orten im Norden gibt es organisierte Touren, die den Lichtern auf der Spur sind. Die Anbieter kennen die dunkelsten Orte weit und breit, an denen die Aurora Borealis besonders hell strahlen.
Zu Polarlichtern Reisen
Angefangen hat der Nordlichter-Tourismus mit zwei Camps in der Nähe von Yellowknife in den Northwest Territories. Und die waren fest in japanischer Hand – denn in dem asiatischen Land gehört es zur Folklore, einmal im Leben das Spektakel am Himmel gesehen zu haben. Doch damit nicht genug: Hartnäckig hält sich auch die Legende, dass ein unter den Polarlichtern gezeugtes Kind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Junge wird.
Die Gemeinde Yellowknife in den Northwest Territories liegt etwa 400 Kilometer südlich des Polarkreises am Großen Sklavensee und gilt als Aurora-Hauptstadt Nordamerikas. An kaum einem anderen Ort der Welt lassen sich Nordlichter, die auch als Aurora Borealis bezeichnet werden, so gut beobachten. Die Saison beginnt oft schon im August und dauert bis zu 240 Tage im Jahr. Die Infrastruktur ist perfekt auf das Sternegucken eingerichtet. Zum Beispiel im Aurora Village, das von indigenen Kanadiern betrieben wird. Das Ensemble aus 21 Tipis liegt wenige Kilometer vor den Toren der Stadt an einem See. Besucher können Sterne und Nordlichter von Aussichtspunkten und beheizten Zelten aus beobachten, sachkundige Guides erklären den Nachthimmel. Profi-Fotografen helfen dabei, schöne Aufnahmen zu machen. Wenn die Lichter einmal eine Pause einlegen oder Wolken vorüberziehen, dann gibt’s in den Tipis eine heiße Schokolade und ein knisterndes Feuer. Aurora-Touren aus Sicht der Ureinwohner bietet etwa North of 60. Durchgeführt werden die Touren von Yellowknife aus – entweder per Bus, im Hundeschlitten oder in einem eigens dafür angelegten Camp mit speziellen Beobachtungsräumen.
Doch nicht nur Japaner reisen gern in den Norden Kanadas, um die bunten Lichter tanzen zu sehen. Von überall auf der Welt kommen Touristen, um die einzigartige Atmosphäre unter dem Winterhimmel zu erleben. Mancher nimmt sogar einen Temperaturunterschied von mehr als 50 Grad auf sich und zieht zum ersten Mal in seinem Leben eine Daunenjacke und eine isolierte Hose an, um möglichst lang draußen bleiben zu können.
Einsam ist gut!
Grundsätzlich ist jeder Ort gut, an dem es wenig Lichtverschmutzung gibt – auch davon hat Kanada jede Menge. Denn: Je weniger Licht, desto klarer sind die Aurora Borealis am Nachthimmel zu sehen.
Viele Orte im Yukon zum Beispiel bieten sich an, um nach den Lichtern zu suchen. Man braucht nicht weit aus der Hauptstadt Whitehorse hinauszufahren, um einen klaren, dunklen Himmel zu haben. Auch hier gibt es verschiedene Angebote, mit Guides nach dem farbigen Himmel zu suchen.
Hotels bieten »Aurora Calls« an, wenn die Lichter erspäht wurden. Dann bekommt der Gast einen kurzen Anruf im Zimmer und kann das Phänomen selbst beobachten. Besonders komfortabel ist es, wenn man zu den Takhini Hot Springs fährt, die nur 20 Minuten außerhalb von Whitehorse liegen. Dort können die Besucher gemütlich im warmen Quellwasser sitzen und den Himmel beobachten.
Am Watson Lake gibt es ein Northern Lights Centre, in dem in gut geheizten Räumen alles über die Aurora berichtet und gezeigt wird.
auch in Alberta tanzt das Licht am Himmel
Auch der Norden der Provinz Alberta ist ein Ort, der Erfolg auf der Jagd nach den Nordlichtern verspricht. Manchmal fangen Fotografen sie sogar von Calgary aus ein, wenn sie stark genug vom winterlichen Nachthimmel scheinen. Die Athabasca University hat in Alberta eine von 18 Messstationen in Nordamerika aufgestellt, mit der die magnetischen Effekte auf die Erde untersucht werden. Zwar ist die Forschungsstelle nicht für Besucher geöffnet – doch wenn von dort aus Bilder für die Wissenschaft gemacht werden, kann man sie auch als Tourist als Referenzpunkt nehmen.
Der Banff National Park gehört ebenfalls zu den Hot Spots, um die Aurora am Himmel tanzen zu sehen. Das liegt vor allem daran, dass die Luft dort extrem sauber ist und wenig Licht am Himmel zu sehen ist. Zwar sind die Lichter oft sogar über Banff sehen, doch besser sind der Lake Minnewanka, Castle Junction oder Peyto Lake.
Traumprovinz trifft auf Traumlichter
Allerdings muss man nicht zwangsläufig in den Bergen sein, um die Nordlichter in Kanada zu erwischen. Auch an der kanadischen Ostküste gibt es gute Möglichkeiten, etwa in Labrador und Neufundland. Hunderte Kilometer können Outdoor-Fans hier mit dem Snowmobil unterwegs sein, ohne dass ihnen jemand in die Quere kommt.
Die Wahrscheinlichkeit von Nordlichtern: ziemlich hoch. Viele Gebiete der Atlantikprovinz sind nur spärlich besiedelt, daher ist es vielerorts auch sehr dunkel – beste Voraussetzungen also für das Himmelsspektakel.
In Iqaluit in Kanadas jüngstem Territorium Nunavut gibt es zwar wenig touristische Infrastruktur – aber beste Voraussetzungen, um die Aurora zu beobachten. Auch hier gibt es kaum künstliche Lichtquellen, die die Himmelsbeobachtung stören.
Und in kalten Wintern gibt es die einmalige Möglichkeit, die Lichter vom zugefrorenen Polarmeer aus zu sehen. Denn: Das Auto ist nicht immer das beste Gefährt, um in dem Territorium auf die Suche zu gehen. Straßen gibt es nämlich nicht allzu viele.
Und wie fängt man die Aurora Borealis mit der Kamera ein?
Wichtig: Fotografen müssen viele Batterien für die Kamera im Gepäck haben – denn in der Kälte entladen sich die Batterien leicht. Darum gilt: Wenn der Apparat nicht gebraucht wird, Batterien entfernen und in die Hosentasche stecken. So bleiben sie länger voll.
Am besten gelingen die Bilder mit einer Spiegelreflexkamera, einem Stativ und einem Weitwinkelobjektiv mit hoher Lichtstärke (idealerweise mit Festbrennweite). Alles Automatische wird dann abgeschaltet, denn der bunte Himmel verwirrt die Kamera. Die Linse sollte beim Fotografieren möglichst offen sein, die Blende also klein.
Der ISO-Wert hingegen kann hoch sein – so hoch, dass die Bilder nicht allzu körnig werden. Das sieht bei jeder Marke etwas unterschiedlich aus. Die Belichtungszeit ist trotzdem recht lang – aus der Hand kann man die Lichter kaum fotografieren.
Aktuelle Vorhersagen zur Intensität und Verbreitung der Nordlichter in Kanada gibt es auf der Website der University of Alaska Fairbanks.