Justin Trudeau, der charismatische Premierminister Kanadas, hat am 6. Januar 2025 seinen Rücktritt als Regierungschef und Parteivorsitzender der Liberalen Partei angekündigt. Dieser Schritt markiert das Ende einer turbulenten Amtszeit, die von hohen Erwartungen, bedeutenden Errungenschaften, aber auch zunehmender Kritik und sinkender Popularität geprägt war.
Gründe für den Rücktritt
Trudeaus Rücktritt war das Ergebnis mehrerer Faktoren, die seine Position in den letzten Monaten seiner Amtszeit erheblich geschwächt hatten:
1. Sinkende Umfragewerte: Die Liberale Partei lag in Umfragen weit zurück, was auf eine mögliche Niederlage bei den bevorstehenden Parlamentswahlen hindeutete.
2. Interner Druck: Führende Mitglieder seiner eigenen Partei forderten zunehmend seinen Rücktritt, um die Chancen der Liberalen bei den Wahlen zu verbessern.
3. Verlust wichtiger Verbündeter: Der Rücktritt seiner engen Vertrauten und Finanzministerin Chrystia Freeland im Dezember 2024 war ein schwerer Schlag für Trudeau.
4. Drohende Vertrauensabstimmung: Es zeichnete sich ab, dass Trudeau eine Vertrauensabstimmung im Parlament verlieren würde.
Gründe für die sinkende Popularität
Mehrere Faktoren trugen zur Unbeliebtheit Trudeaus bei den Kanadiern bei:
1. Wirtschaftliche Herausforderungen: Steigende Energiepreise, Lieferkettenprobleme und hohe Inflation belasteten die kanadische Wirtschaft.
2. Politische Skandale: Ein Korruptionsskandal und ein Foto, das Trudeau mit geschwärztem Gesicht zeigte, beschädigten sein Image.
3. Umstrittene Entscheidungen: Seine Einwanderungspolitik und der Umgang mit dem »Freedom Convoy« stießen auf Kritik. Der Freedom Convoy war eine Protestbewegung in Kanada, die Anfang 2022 von Lastwagenfahrern (Truckern) ins Leben gerufen wurde. Der Protest richtete sich ursprünglich gegen eine Impfpflicht für grenzüberschreitende Lkw-Fahrer, die von der kanadischen Regierung im Zuge der COVID-19-Pandemie eingeführt worden war.
4. Persönliches Verhalten: Ein Vorfall, bei dem Trudeau eine Abgeordnete mit dem Ellbogen zur Seite stieß, wurde negativ aufgenommen.
5. Unerfüllte Versprechen: Einige seiner ambitionierten Ziele, wie die Verbesserung der Situation der First Nations, wurden nicht vollständig erreicht.
Errungenschaften während seiner Amtszeit
Trotz der Kontroversen am Ende seiner Amtszeit hatte Trudeau während seiner Regierungszeit bemerkenswerte Erfolge vorzuweisen:
1. Gleichstellung und Diversität: Als erklärter Feminist setzte er sich für die Gleichstellung der Frauen und die Stärkung sexueller Minderheiten ein.
2. Klimapolitik: Trudeau positionierte Kanada als internationalen Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel.
3. Flüchtlingspolitik: Er kehrte zur traditionellen kanadischen Führungsrolle in der internationalen Flüchtlingspolitik zurück und nahm bis September 2016 31.000 Flüchtlinge (über die Zahl lässt sich streiten) vorwiegend aus Syrien und Afghanistan auf. Bis Ende September 2023 waren es über 185.000 Schutzsuchende aus der Ukraine.
4. Wirtschaftspolitik: Trudeau verfolgte eine Politik der schuldenfinanzierten staatlichen Investitionen zur Stärkung der Mittelklasse und zur Förderung des wirtschaftlichen Wachstums.
Justin Trudeaus Rücktritt markiert das Ende einer Ära in der kanadischen Politik. Obwohl er als Hoffnungsträger begann und bedeutende Fortschritte in Bereichen wie Gleichstellung, Klimapolitik und Flüchtlingsaufnahme erzielte, führten wirtschaftliche Herausforderungen, politische Kontroversen und unerfüllte Erwartungen letztendlich zu seinem Rückzug. Seine Amtszeit wird als eine Zeit des Wandels und der Herausforderungen in Erinnerung bleiben, die Kanadas politische Landschaft nachhaltig geprägt hat.