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Hits und Hymnen aus Montréal

Arcade Fire haben den Sprung in die kleine Elite der Bands geschafft, die in den Stadien der Welt auftreten, ohne sich deswegen wehrlos dem Kommerz ausgesetzt zu haben. Ihre Alben werden von allen Feuilletons besprochen. Autor Ralf Johnen hat die Band aus Montréal schon verfolgt, als sie noch in kleinen Clubs aufgetreten ist und zum Beginn ihrer Konzerte wild auf Motorradhelme eingeschlagen hat. Auf Kanadastisch stellt er seine zehn Lieblingssongs der wohl einflussreichsten, erfolgreichsten und zugleich wandelbarsten kanadischen Band vor.

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10) Flashbulb Eyes * Reflektor * 2013

Vielleicht eher ein Fragment als ein Hit. Doch mit seinen vertrackten Dub-Rhythmen und den Ska-Zitaten ist »Flashbulb Eyes« der gelungene Beweis dafür, wie leicht der Band die Bewegung zwischen den musikalischen Stilrichtungen fällt. Eine Tendenz, die den weiteren Karriereverlauf von Arcade Fire maßgeblich geprägt hat.

 

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9) Rebellion (Lies) * Funeral *  2004

Widerstand und Rebellion waren schon immer Kerntugenden der Jugendkultur. Auf dem vorletzten Song ihres Debüts greifen Arcade Fire das Thema auf, indem sie an das mentale Aufwachen als Grundvoraussetzung für jede Form von Handlungsfähigkeit appellieren. Stellvertretend hierfür erhält der Drive des Songs wachsende Unterstützung von immer mehr Instrumenten. Im Videoclip poltert die Band zudem durch die Wohnlandschaften des schlafenden Bürgertums. Ein schönes Statement.

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8) Neighborhood #3 (Power Out) * Funeral * 2004

Laute Gitarren und ein wiedererkennbarer Refrain. Wie auf weiten Strecken von »Funeral«, präsentieren sich Arcade Fire hier als Indie-Band. Der Song bemüht einen  Stromausfall als doppelte Metapher für gesellschaftliche und persönliche Kälte. Es ist ein Aufschrei von bleibender Wucht!

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7) Signs of Life * Everything Now * 2017

Jetzt also Disco. Das war der Tenor, als 2017 mit »Everything Now« das fünfte Studioalbum der Band auf den Markt kam. Dabei hätte die Richtung der Band bereits klar sein müssen, als mit Thomas Bangaltar der Mastermind von Daft Punk im Studio gesichtet wurde. Bei »Signs of Life« passt das prima: Ein eingängiger und außerordentlich partytauglicher Gassenhauer, der durch das offizielle Video eine zusätzliche Dimension erhält. Der Clip inszeniert einen Besuch der Band auf der hedonistischen und inhaltlich leeren Erde als außerirdische Erfahrung.

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6 ) Intervention * Neon Bible * 2007

Arcade Fire werden immer wieder dafür kritisiert, plakativ zu sein. Diese Einschätzung aber greift zu kurz. Zwar ist der Titel des zweiten Albums »Neon Bible« durchaus reißerisch. Aber es ist eben auch ein starkes Bild für Spiritualität in Zeiten permanenter Reizüberflutung. Die einzelnen Songs öffnen Interpretationsspielräume. »Intervention« funktioniert auch ohne Deutung. Das Lied eröffnet mit sakralem Orgelspiel, um zu einem veritablen Schmachtfetzen heranzureifen. Schön!

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5) Reflektor * Reflektor * 2013

Ein Song von mehr als siebeneinhalb Minuten. Geschmeidige Beats. Und dabei ein Duett zwischen Mastermind Win Butler und Gemahlin Regine Chassagne. Mit »Reflektor« geben Arcade Fire nun auch dem letzten Beobachter eindeutig zu verstehen, dass sie sich als Künstler in einem permanenten Wandlungsprozess befinden. So wie es Bowie und Blondie vorgemacht haben. Dazu haben sie sich in die Hände von James Murphy (LCD Soundsystem) begeben, der das Changieren zwischen Kantenhaftigkeit und Eingängigkeit souverän beherrscht. 

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4) Haiti * Funeral * 2004

Leiser Gesang zu einer fast süßlichen Melodie. Dazu ein französischsprachiger Text mit englischen Versatzstücken. Und natürlich die Stimme von Regine Chassagne. Mit all diesen Elementen unterscheidet sich »Haiti« sehr deutlich vom Rest des Debutalbums. Es ist eine autobiographische Notiz, mit der die Sängerin auf ihre karibischen Wurzeln verweist – und zugleich der eindrucksvolle Beweis dafür, wie sehr die Band in ihren Anfangstagen von ihrer Diversität und dem Musikertum ihrer einzelnen Mitglieder profitiert hat.

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3) Sprawl II (Mountains Beyond Mountains) * The Suburbs * 2010

Ein Konzeptalbum über das Leben in den Vorstädten ist ein gewagtes, aber keineswegs unglückliches Vorhaben für eine Pop-Band. Dieser von Regine vorgetragene Song verpackt die endlose Ausbreitung gleichförmiger Siedlungen und zum Tode verurteilter Shopping-Malls in ein Blondie-artiges Disco-Gewand. Ein Kunststück!

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2) No Cars Go * Arcade Fire EP * 2003

Ein Song wie kein anderer in der Musikgeschichte: »No cars go« wird von einem entschlossenen Beat und dem immer wieder kehrenden Schlachtruf »hey« angetrieben und dabei von einer euphorischen Violine begleitet. Wild und ungestüm, ist das Lied eine Hommage an die Welt der Träume und der ausgeschalteten Lichter. Der Song stammt von der EP, die 2003 noch vor »Funeral« veröffentlicht wurde. Auf »Neon Bible« hat die Band ihn für ein nunmehr größeres Publikum recycled.

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1) Wake Up * Funeral * 2004

Ein behäbiges Intro. Schmachtende Choräle und dazu Win Butlers getragener und gewaltig pathetischer Gesang. Später dann, als man schon nicht mehr damit rechnet, ein plötzlicher Tempowechsel – und wieder diese süßlichen Choräle. Mit diesem gänzlich unkonventionellen Songwriting haben Arcade Fire 2004 die Bühnen der Welt  betreten. Sprichwörtlich, denn der Song diente bei ihrer ersten Club-Tour als Opener. So ist und bleibt »Wake Up« die ultimative Arcade-Fire-Hymne. 

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