Wenn es regnet und stürmt, ist der Gast des Fogo Island Inn nicht deprimiert. Ganz im Gegenteil. Er ist zu Hause im inspirierenden Luxushotel und leistet mit seinem Aufenthalt gleichzeitig Charity.
Zita Cobbs Geschichte
In der Geschichte Neufundlands war 1975 ein dunkles Jahr. So dunkel, dass bis heute nur wenige Neufundländer darüber reden mögen. Ich lüfte den Schleier nur kurz und verrate, dass es um den Kabeljaufang ging. Mit dem war nämlich in diesem Jahr Schluss, und genau dieser Umstand raubte Tausenden auf Neufundland die Existenzgrundlage.
So auch der Familie von Zita Cobb. Sie kehrte dem kleinen Eiland Fogo – und somit der Tradition eines Fischerhaushalts in achter Generation – zwangsweise den Rücken und verließ die urige Insel, um in Ontario ihren weiteren Lebensweg zu gehen. Zita gelang das auf sehr erfolgreiche und beeindruckende Art und Weise. Nach dem Wirtschaftsstudium folgte eine Karriere in der Glasfaseroptik-Industrie und die bescherte ihr 61 Millionen Dollar. Genug für ein Leben, dachte sich die Frau, die man nicht mehr vergisst, wenn man sie einmal getroffen hat. Also gab sie alles auf, ließ sich ausbezahlen und segelte um die Welt. Und das mit Anfang 40.
Zitas Rückkehr nach Fogo
Wieso kehrte sie aber nach Fogo zurück? Auf die Insel, die sie mit dem Gedanken verließ, dass sie nie wiederkehren würde. Ein Brief der Gemeinde erreichte sie, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass etwas mit dem Haus ihrer Eltern geschehen müsse, das nunmehr seit 30 Jahren vor sich hin vegetiert und krumm und schief und vermoost das gepflegte Bild der Insel verhunzt. Daraufhin folgten die Heimkehr und der Entschluss, zu bleiben. Zita kümmerte sich nicht nur um ihr Elternhaus, sondern schmiedete Pläne. Pläne, die nicht nur ihre persönliche Zukunft, sondern auch die der gesamten Insel veränderten.
Ein Hotel von dem die ganze Insel profitiert
Als aus dem Luftschloss Fogo Island Inn Realität wurde, lebten nur noch 2.000 Menschen auf der Insel, denn es mangelte an Jobs. Und an ebendieser Schraube wollte Visionärin Zita Cobb drehen und tat das auch erfolgreich. Denn heute kehren sie zurück, die ehemaligen Bewohner der Insel. Um entweder im Hotel direkt zu arbeiten oder als Zulieferer. Oder als Dienstleister der Touristen. Dabei kommt der gesamte Ertrag des Luxushotels Fogo Island Inn dem Topf der Gemeinde zugute. Es ist ein Geschenk von Zita Cobb an ihre Heimat.
Herzlich ist das Fogo Island Inn
Und was für ein wunderschönes Geschenk das ist. Nicht nur im gemeinnützigen Sinne, sondern – und das ist wahrscheinlich weltweit einzigartig – auch in der Ästhetik. Wer sich unter Luxushotel ein Grandhotel mit vergoldeten Wasserhähnen vorstellt, liegt falsch. Es ist – und das soll nicht abschreckend klingen – ein Hotel auf Augenhöhe. Man kommt ins Gespräch, man befreundet sich, man tauscht sich aus. Und dabei spielt natürlich das heimelige und gemütliche Interieur eine große Rolle. Denn auch wenn das Hotel architektonisch von außen clean und geradlinig ist, überrascht es innen mit einer lockeren Verspieltheit (die man selbstverständlich für daheim erwerben kann). Alles ist irgendwie kreativ. Und natürlich ist Kunst ein wichtiger Teil des Hotels und ein wichtiger Teil des Lebens von Zita Cobb.
Die Natur als Entertainment
Dabei ist die Natur, die hier an der Nordküste der Insel karg und rau und dadurch so faszinierend ist, schon wie ein Gemälde. Dazu das architektonische Highlight: das Hotel selbst. Und dank seiner bodentiefen Fenster wird die Natur zum Entertainment. Denn anstatt auf den Fernseher schaut man hier von seinem bequemen Bett, umgeben von zahlreichen Kissen, mit einer Tasse leckerem Kakao den Wellen beim Aufsteigen und Klatschen zu, während die grauen Wolken dramatisch über den Himmel ziehen.
Ich dachte mir, die Wellen applaudieren Zita Cobb. Das, was sie hier geschaffen hat, ist einzigartig und sehr inspirierend.