Gastown für Gaumenfreunde

Das bekannteste Viertel Vancouvers hat eine verruchte Vergangenheit – heute locken hier einige der besten Restaurants und Cafés der Stadt  Von Jörg Michel

Zu Besuch in Vancouvers bekanntesten Stadtteil

Es ist kurz nach Mitternacht, über dem Hafenviertel Vancouvers liegt dichter Nebel. Nachtschwärmer huschen eilig über das Kopfsteinpflaster. Die berühmte Dampf-Uhr an der Ecke von Cambie Street und Water Street pustet einen kalten Atemhauch aus ihrem Inneren. Ein paar Schritte weiter steht am Maple Square die Statue von Gassy Jack auf einem Fass aus Bronze. Die Figur ist feucht vom Regen und glänzt wie frisch poliert.

Die Statue wacht über Gastown, dem bekanntesten Stadtviertel Vancouvers nordöstlich der Downtown. Gassy Jack, so sein Spitzname, war ein Pionier, Abenteurer und Goldsucher aus England, der in dem Viertel Ende des 19. Jahrhunderts einen ersten Saloon und später ein Hotel eröffnete. Seinen Job als Gastwirt und Bartender nahm er dabei offenbar so ernst, dass er schon bald zur Legende wurde und heute als Namensgeber des Viertels gilt.

Früher Schlägerei, heute Souvenirs 

Zu Gassy’s Zeit hatten die Gassen von Gastown nicht den besten Ruf. Tagelöhner, Holzfäller und Minenarbeiter lebten dort in billigen Hotels. In den Kneipen gab es Krawalle, Saufgelage, Schlägereien. Ganz anders präsentiert sich das Viertel heute: Die Blöcke rund um die Water Street sind der Top-Touristenmagnet mit Souvenirshops, Boutiquen, Cafés und einigen der besten Restaurants der Stadt.

 Ich jedenfalls kann nicht genug kriegen von Gastown: Ich liebe den Rummel, den Trubel, die kreative Energie, den Drang nach Veränderung. Vor allem mag ich die Gastro-Szene in Gastown, die sich stets verändert, neu erfindet und mir bei jedem Besuch – egal wie häufig – neue Überraschungen bietet.

Ausgehen in Gastown? Hier habe ich euch einige meiner Gastro-Favoriten zusammengestellt.

 

L’Abattoir (217 Carrell Street)

Das schicke Westküstenrestaurant mit französischem Flair ist in einem Backsteingebäude untergebracht, das einst als erstes Gefängnis Vancouvers diente – passend zum Ruf des Viertels. Auch der erste Schlachthof war nicht weit, daher der Name »Abattoir«. Mein Lieblingsgericht: warme Regenbogenforelle mit eingelegtem Knoblauch und Meerrettich. Beliebt ist auch der Brunch werktags zwischen zehn und zwei.


 

Meet (12 Water Street)

Da sage nochmal einer, vegane Küche sei langweilig. Im Meet  (gibt es gleich zweimal in Vancouver) gilt das nicht mal für die herkömmliche Pub-Fare wie Burger, Macaroni & Cheese oder überbackene Nachos. Die Burger-Patties aus schwarzen Bohnen sind jedenfalls der Renner. Dazu kommt Cheddar-Käse aus Cashew-Nüssen. Man muss beileibe kein Veganer sein, um dieses Restaurant zu lieben. Ich bin es nicht – kann vom Meet aber nicht genug kriegen.


 

Meat & Bread (370 Cambie Street)

Fleisch-Fetischisten dagegen kommen im Meat & Bread auf ihre Kosten. In dem kleinen Bistro geht es zu wie in einer alten Metzgerei: Muskelbepackte Köche in weißen Schürzen belegen im Akkord Sandwich-Brote. An den gefliesten Wänden dahinter hängen Dutzende Fleischermesser. Der Klassiker und Lokalfavorit: Knuspriges Schweinebratensandwich mit Sesamsoße. Der Geheimtipp: Fleischbälle mit Brot, Grünkohl und Aioli.


 

 

Revolver (325 Cambie Street)

Dieser Coffeeshop ist ein Paradies für Kaffeeliebhaber. Klein, aber fein. Jede einzelne Tasse wird von den gewissenhaften Barista mit einem eigenen Handfilter frisch zubereitet. Der Kaffee kommt von einigen der besten Röster aus Kanada, den USA und aus anderen Ländern der Welt und das Menü wechselt alle paar Wochen. Abwechslung ist also geboten. Ich persönlich mag die Nyania Blend von Bows and Arrows aus Victoria am liebsten. 

 

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