Wenn das Paddel leise ins Wasser eintaucht und ein Seetaucher in der Ferne ruft, wird klar: Der Hayes River ist kein gewöhnliches Gewässer. Hier, im Herzen von Manitoba, trifft Naturgewalt auf Geschichtsbuch, Wildnis auf Weltgeschichte. Wer sich auf diesen Fluss einlässt, bekommt keine Insta-taugliche Kanurunde, sondern ein echtes Abenteuer – inklusive Stromschnellen, Sternenhimmel und Spuren der Pelzhandelsära.
Kanadischer Klassiker mit Heritage-Stempel
Der Hayes River hat nicht nur ein poetisches Flussbett, sondern auch ein offizielles Siegel: Als Canadian Heritage River zählt er zu den bedeutendsten Wasserwegen des Landes. Jahrhundertelang war er Lebensader und Handelsroute – genutzt von First Nations, Voyageurs und der Hudson’s Bay Company. Wer heute mit dem Kanu unterwegs ist, folgt also nicht nur dem Strom, sondern auch historischen Fußspuren.

14 Tage Wildnis deluxe
Die Expedition startet in Thompson – von dort geht’s per Buschflug zur Bunibonibee Cree Nation. Dann beginnt der eigentliche Spaß: zwei Wochen paddeln, zelten, Tiere spotten und die Zivilisation konsequent links liegen lassen. Unterwegs verändert sich die Landschaft wie ein Daumenkino: boreale Wälder weichen felsigem Schildgestein, bis sich schließlich die weiten Ebenen der Hudson Bay Lowlands öffnen. Der Hayes River zeigt dabei eindrucksvoll, was Manitoba landschaftlich draufhat.

Wildlife in Bestform
Wer Tiere mag, wird den Hayes River lieben. Elche waten durchs Ufergras, Otter planschen durch die Strömung, Adler segeln wie aus dem Katalog über die Baumwipfel. Mit etwas Glück lassen sich sogar Schwarzbären und Wölfe blicken. Und gegen Ende der Tour – in Sichtweite der Hudson Bay – besteht die reelle Chance auf einen Eisbären. Die Tierwelt ist hier nicht Kulisse, sondern Teil des Erlebnisses.

Geschichte zum Anfassen: York Factory
Krönender Abschluss der Tour ist York Factory – einst ein Knotenpunkt des kanadischen Pelzhandels. Hier lebte, arbeitete und handelte alles, was im 18. Jahrhundert Rang und Biberfell hatte. Heute verwaltet Parks Canada die historische Anlage, die per Jetboot von der Küste aus erreicht wird. Vor Ort gibt’s nicht nur Ruinen und Relikte, sondern auch die Möglichkeit, ein eigenes Paddel mit dem York-Wappen zu branden. Ein Souvenir, das garantiert nicht im Duty-Free zu haben ist.

Zurück in die Zivilisation
Nach Tagen voller Abenteuer endet die Reise mit einem rasanten Bootstrip nach Gillam – und einer entspannten Zugfahrt zurück nach Thompson. Zeit, das Erlebte sacken zu lassen. Oder neue Touren zu planen.

Indigenes Wissen trifft Naturpädagogik
Organisiert wird das Ganze von Wild Loon Adventure, dem einzigen indigenen Outfitter Manitobas. Das Team arbeitet eng mit den lokalen Cree-Communities zusammen und setzt auf ein respektvolles Miteinander – mit Natur, Geschichte und Kultur. Statt Survival-Kitsch gibt’s hier echtes Wissen über Pflanzen, Tiere, Traditionen und nachhaltiges Reisen. Das Motto: Leave no trace – außer vielleicht ein paar glückseligen Fußabdrücken im Sand.

Wild Loon Adventure agiert auf dem Gebiet des Treaty 1 Territory, dem Land der Anishinaabe, Cree, Oji-Cree, Dene und Métis. Für sie ist der Hayes River mehr als ein Fluss – er ist Heimat, Geschichte und spirituelle Verbindung zugleich. Diese Perspektive fließt in jede Tour mit ein und macht das Erlebnis so vielschichtig wie den Fluss selbst.