Sie ist älter als so mancher Staat, hat mehr Land kontrolliert als viele Monarchen – und ihre Geschichte beginnt mit einer königlichen Unterschrift im Jahr 1670. Die Hudson Bay Company ist kein Unternehmen wie jedes andere. Sie ist ein Kapitel kanadischer Geschichte in Handelsform. Und Manitoba? War ihr Epizentrum.
Alles begann mit Rupertsland
Am 2. Mai 1670 erblickte die Hudson Bay Company offiziell das Licht der Welt. Ihr Name stammt – wie sollte es anders sein – von der Bucht, die das Tor zu einem gigantischen Handelsimperium bildete: der Hudson Bay. Von York Factory aus, einem entlegenen Außenposten im heutigen Nordmanitoba, organisierte die Company ihren pelzigen Siegeszug durch das britisch geprägte Nordamerika. Rupertsland – so nannte sich das Einflussgebiet – war fast so groß wie ganz Westeuropa. Das Monopol: beeindruckend. Der Einfluss: kolossal.

Jahrhundertelang prägte die Hudson Bay Company mit Pelzen, Deals und Diplomatie das wirtschaftliche Rückgrat des jungen Kontinents. Und ja, ohne die enge Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften wäre das ganze Projekt ziemlich schnell im ewigen Schnee steckengeblieben.
Vom Pelz zur Palette
Im 19. Jahrhundert geriet der Handel mit Marder, Nerz und Biber etwas aus der Mode. Stattdessen wandte sich die Hudson Bay Company dem zu, was Siedler im Westen wirklich brauchten: Alltagswaren. Und so wurden aus den einstigen Pelzdepots Kaufhäuser – heute in ganz Kanada bekannt, nicht nur wegen ihrer Geschichte, sondern auch wegen ihrer ikonischen karierten Wolldecken.

350 Jahre nach ihrer Gründung feierte die Hudson Bay Company 2020 ein rundes Jubiläum – mit einer Vergangenheit, die sich an Orten wie York Factory, Prince of Wales Fort oder dem Manitoba Museum wie ein begehbares Geschichtsbuch lesen lässt.
York Factory: Einsamkeit mit Geschichte
Bis 1957 war York Factory das logistische Herz der Company. Die heute verlassenen Holzbauten, 1831 auf Permafrost errichtet, zählen zu den ältesten hölzernen Gebäuden Kanadas. Heute verwaltet Parks Canada die Anlage als National Historic Site. Erreichen lässt sich das Ganze nur per Jetboot über den Nelson River – mit Glück samt Elch, Seehund und Eisbär als Beifahrer. Für die ganz Abenteuerlustigen geht’s auch per Kanu auf dem Hayes River zur historischen Stätte.

Museumsschätze mit königlicher Note
Wem nach trockenen Füßen, aber nicht nach trockener Geschichte zumute ist, sollte dem Manitoba Museum in Winnipeg einen Besuch abstatten. Dort wartet eine ganze Galerie zur Hudson Bay Company, samt über 10.000 Objekten, die das Unternehmensarchiv zur Verfügung gestellt hat. Das Highlight: die originale Royal Charter von 1670. Ein Dokument mit royaler Gravitas – immerhin sicherte es der Company nicht nur Land, sondern quasi ein eigenes Königreich auf Zeit.

Akten, Akten, Akten
Ein echter Geheimtipp für Nerds mit Sinn für alte Schriften: das Hudson Bay Company Archive in den Manitoba Archives. Dort lagern unzählige Briefe, Karten, Verträge und Logbücher aus mehreren Jahrhunderten Unternehmensgeschichte. Ein Eldorado für Historiker, aber auch für alle, die verstehen wollen, wie sehr Handel, Expansion und Kolonialismus in Kanada miteinander verwoben sind.

Churchill: Fort mit Fehlzündung
Ein weiteres Kapitel der Geschichte erzählt das Prince of Wales Fort bei Churchill. 1717 errichtet, sollte es Pelztransporte sichern und als Treffpunkt für indigene Händler dienen. Militärisch war das Ganze jedoch eher ein Reinfall – kaum gebaut, schon von den Franzosen erobert. Heute steht an alter Stelle eine Rekonstruktion aus den 1930er Jahren, die man nur per Boot erreicht. Aber der Blick auf die Hudson Bay? Unbezahlbar.
Lower Fort Garry: Handelsgeschichte zum Anfassen
Deutlich komfortabler und näher an der Zivilisation liegt Lower Fort Garry bei Winnipeg. Das steinerne Fort ist ein echtes Unikat: das älteste erhaltene seiner Art in Nordamerika. Hier schlüpfen kostümierte Darsteller in die Rollen von Trappern, Händlern und Pionierfrauen – ein Zeitsprung ins Jahr 1850, ganz ohne Zeitmaschine.
