Die Zeiten, als Besucher an die Niagarafälle kamen, um sich vom rauschenden Wasser beeindrucken zu lassen, sind lange vorbei. Es gibt so viel zu erleben, dass man eine ganze Woche bleiben könnte.
Es gibt viele Entscheidungen zu treffen – wie will man die Niagarafälle sehen: zu Wasser, zu Land oder aus der Luft? Will man dabei nass werden oder nicht? Wie lange darf der Besuch dauern? Denn wer will, kann mehrere Tage allein auf der kanadischen Seite der Fälle verbringen, ohne dass Langeweile aufkommt.
Zu Wasser
Das Wichtigste zuerst. Die Wasserfälle. Denn die sind schließlich die Hauptattraktion – und sie sind schon von weitem zu hören. Und manchmal auch zu sehen, je nachdem, wie hoch die Gischt in den Himmel steigt. Wenn es sehr still ist, dann ist es in aller Regel auch glatt – denn dann liegen die Temperaturen weit im Minusbereich und das „tosende Wasser“ ist eingefroren.
Die Horseshoe Falls auf der kanadischen Seite und die deutlich kleineren amerikanischen Fälle können Besucher aus den verschiedensten Perspektiven ansehen. Das wohl beeindruckendste Erlebnis ist eine Tour mit einem der Schiffe an den Rand der Niagarafälle. Auf dem Fluss wird man ordentlich durchgeschüttelt, von oben kommt das kühle Wasser, es rauscht unaufhörlich.
Knapp 2500 Liter Wasser fallen jede Sekunde über die Kante, 57 Meter in die Tiefe. Vom Schiff aus genießt man dieses Naturereignis tatsächlich mit allen Sinnen. Übrigens: Ein dünner Regenponcho ist im Preis inbegriffen – doch technisches Equipment sollte gut und wasserdicht verpackt sein.
Weitere Möglichkeiten, den Niagarafälle ganz nah zu kommen, ist der Gang hinter die Fälle (Journey Behind the Falls), bei dem ein Aufzug die Besucher rund 40 Meter an das Wasserlevel des Niagara-Flusses bringt. Mehr als 130 Jahre alt sind die Gänge, die durch den Fels führen. Dort gibt es immer wieder Ausblicke, ebenso eine große Plattform – auf der es allerdings nass werden kann.
Aus der Luft
Auch aus luftiger Höhe kann man sich einen Überblick über die Stelle schaffen, an der der Eriesee in den Ontariosee fällt. Die allerbeste Möglichkeit aber, die schiere Größe der Niagarafälle zu überblicken und zu fotografieren, bietet sich aus dem Fenster eines Hubschraubers.
Ebenfalls aus der Luft sieht man die Fälle vom Skylon Tower, dessen Aussichtspunkt knapp 240 Meter über der Straße liegt oder dem Niagara SkyWheel, einem Riesenrad, dessen höchster Punkt bei knapp 60 Metern über den Fällen ist.
Nicht nur die Niagarafälle sind beeindruckend, sondern auch der Niagara-Fluss mit seinen Strudeln und Schluchten. Mit der Whirlpool Aero Car, die schon seit 1916 über die Whirlpool Rapids im Niagara River führt, bekommen Besucher wohl den besten Blick darauf. Die Luftseilbahn fährt komplett auf der kanadischen Seite – doch sie fährt über amerikanisches Staatsgebiet, denn die Grenze verläuft durch den Fluss. Wer also hin- und zurückfährt, hat die Grenze gleich vier Mal überquert.
Wer meint, dass bei der Schifffahrt noch nicht genug Adrenalin geflossen ist, findet noch weitere Möglichkeiten, sich auszutoben. Fallschirmspringen, Ziplining und sogar eine Jetboat-Tour durch die Stromschnellen im Fluss sind im Angebot der verschiedenen Touranbieter.
Die Urlaubskasse könnte noch ein paar Scheine gebrauchen? Auch darauf ist man eingerichtet: Es gibt gleich zwei Casinos, die rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres geöffnet haben, Casino Niagara und das Fallsview Casino Resort.
ZU LAND
Doch es geht auch stiller. Nicht weit weg von den Fällen – und den zahlreichen Touristen – gibt es mehrere historische und ganz natürliche Attraktionen, manche von ihnen sogar umsonst. In den Niagara Parks and Botanical Gardens blühen im Sommer nicht nur mehr als 2000 Rosen, sondern die Besucher können auch Beispiele für nahezu jede Pflanze sehen, die in der Provinz Ontario heimisch ist.
Im Floral Showhouse gedeihen das ganze Jahr über tropische Pflanzen, Orchideen und Kakteen. Ebenfalls dort, ebenfalls warm, grün und üppig bewachsen: das Butterfly Conservatory. Hier flattern mehr als 2000 Schmetterlinge (45 Arten) durch die großzügige Anlage. Wer genug Geduld mitbringt, kann abwarten, bis sie auf der eigenen Hand landen.
Zudem gibt es zahlreiche Spazierwege, auf denen die Besucher viele Kilometer lang am Fluss entlangwandern können. Auch besteht die Möglichkeit, ein Fahrrad zu leihen und beispielsweise in den schmucken kleinen Ort Niagara-on-the-Lake zu fahren.
Dort fühlt man sich nicht nur in eine andere Zeit versetzt, sondern kann auch in aller Ruhe die verschiedensten kleinen Läden und Boutiquen durchstöbern. Da gibt es etwa verschiedene Hersteller vom herrlich klebrigen Fudge, das langsam in Kupferkesseln gekocht wird. Und genügend andere Geschäfte, die nicht nur Souvenir-Kitsch anbieten, sondern nette kleine Mitbringsel.
Und wenn der Weg entlang des Flusses für eines bekannt ist, dann ist das für seine Weinkeller. Hier haben sich die ersten Europäer angesiedelt und in den fruchtbaren Böden Reben gesetzt. Südontario nämlich liegt nahezu auf demselben Breitenkreis wie die Provence und das Languedoc in Südfrankreich.
Einzig: Die Winter sind mitunter extrem kalt und können die sensiblen Pflanzen beschädigen. Aber: Die kalten Temperaturen zum Jahresende sorgen auch für erstklassige Eisweine, die hier hergestellt werden. Auch allerlei Obstsorten wachsen in der Region. Auf einigen Farmen können sich Besucher sogar selbst ihre Kirschen, Äpfel und Pflaumen pflücken.