Orangener Neon Schriftzug "You are what you listen to" an der Wand Mohammad Metri

Diese kanadischen Songs haben uns 2023 versüßt

Kanada fliegt musikalisch hierzulande ja oft unter dem Radar. Drake, Justin Bieber oder Celine Dion kennen wohl noch die meisten. Doch unser Herzensland hat so viel mehr zu bieten. Diese kanadischen Songs aus dem Jahr 2023 solltest Du kennenlernen.

Lost f/Loud – Parano

Hip-Hop bleibt auch 2023 das maßgebliche Genre, in dem politische und gesellschaftliche Missstände vokalisiert werden. Hörbeispiel 1: Lost & Loud mit „Parano“. Auf dem Feature-Track thematisieren die beiden Montrealer Rapper das Leben und die strukturelle Benachteiligung von Immigranten in Montreal. Passenderweise ist ein ressentimentgeladenes Zitat des frankophonen Politikers Jean Boulet als Sample in den erstklassigen Beat eingebaut.

Sadboi – Potential

In weniger als zwei knackigen Minuten schraubt sich „Potential“ von Sadboi auf einem unwiderstehlichen U.K.-Garage-Beat in die Gehörgänge. Die 24-jährige Rapperin aus Toronto „betrauert“ – nomen est omen – das nicht erfüllte Potential eines Nicht-mehr-Partners. „You ain’t callin’ me back | But bitches be gettin’ a follow back“. Wer den Track nicht Minimum fünfmal hintereinander hat, versteht nichts von Rhythmus.

Charmaine feat. Chenzehn – Hood Rat Shit

Als „Hood Rat“ bezeichnet das Collins Dictionary eine junge, sexuell umtriebige Frau aus einem Brennpunktviertel. Wie schon oft mit abwertenden Fremdzuschreibungen geschehen, reklamieren Charmaine und Chenzehn auf diesem Feature den Begriff für sich – und gehen inhaltlich entsprechend ins Detail. Geht dank minimalistischem Piano-Trap-Beat gleichermaßen gut ins Ohr und ins Bein.

AR Paisley – Let’s Slide

Ist Imitation nun die höchste Form der Anerkennung? In diesem Fall wohl schon, denn „Let’s Slide“ von AR Paisley sampelt ausführlich den smoothen 00er-Jahre Hit „Hey Ma“ von Cam’ron – inklusive Video. Ein Eins-zu-eins-Cover ist „Let’s Slide“ aber nicht, der Rapper aus Toronto bringt seinen eigenen Spin ein und beweist, warum er bereits seit längerem als kanadischer Rap-Geheimtipp gilt. Am besten den kanadischen Song von 2023 schon mal in die Sommer-Playlist 2024 packen.

Why G feat. Dr. Bushman & Bundog – Expendables

Zurück zum Trap. Oder vielleicht auch Drill. Wo genau da die feine Grenze verläuft, darüber können sich Genre-Connaisseurs herzlich den Kopf zerbrechen. Fakt ist: Im Feautre mit Dr. Bushman und Bundog serviert Why G allerfeinste Bars über den Untergrund Torontos auf deliziösen, mit Triolen gesprenkelten Beats.

Lu Kala – Hotter Now

Was wäre ein Musikjahr ohne unbestreitbare Pop-Hymne? Für Kanada war und ist das 2023 Lu Kala mit „Hotter Now“. Denn der Song ist – im allerbesten Sinne – ein absoluter Ohrwurm, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Inhaltlich, klar, geht es ums Sitzengelassenwerden und das Drüberhinwegkommen. What does‘nt kill you makes you hotter now.

Mustafa – Name of God

Persönlicher Verlust ist eine Herausforderung, der wir alle uns stellen müssen. Häufig still nach innen, doch manchmal auch laut nach außen. Auf diese Weise verarbeitet Sänger Mustafa in „Name of God“ den gewaltsamen Tod seines Bruders im zurückliegenden Sommer – und tut dies mit einer melancholisch-sehnenden Wärme in der Stimme, die beim Hören alles andere vergessen lässt.

Drake feat. J. Cole – First Person Shooter

Gut, ganz ohne Drake kann man ein kanadisches Musikjahr wohl nicht resümieren. Durch Gaststar J. Cole avanciert „First Person Shooter“ zum US-kanadischen Rap-Doppelwumms. Der spart weder mit visuellen Referenzen im Video noch mit musikalischen Zitaten. Mehr als einmal wird etwa Michael Jacksons „Beat It“ als Vorlage wie auch als Verkaufszahlenmesslatte herangezogen. Und letztlich geht es auch immer um die Frage: Wer ist denn nun der G.O.A.T. (Greatest Of All Time)?

Tate McRae – Greedy

Femme-Fatale-Pop vom Feinsten. Das ist Tate McRaes „Greedy“ allemal. 2023 war das Jahr der kanadischen Durchstarterin. Nicht nur kletterte ihr zweites Studioalbum „Think Later“ in den USA auf Platz 5 der Billboard-Charts und war der Musical Guest bei Saturday Night Live. Mit „Greedy“ stieg die Sängerin auch erstmals in die Global Spotify Charts auf – eine heutzutage wesentlich wichtigere Marke. Wir sind jedenfalls überzeugt, dass wir in Zukunft noch mehr von Tate McRae hören werden.

Daniel Caesar – Always

Und zum Abschluss nochmal Herzschmerz. Aber ohne Schnulz. Der R&B-Künstler Daniel Caesar besingt auf „Always“ eine verflossene Liebe, aber ganz ohne Rosenkrieg. Dafür mit einer entwaffnenden, nach vorne blickenden Sanftheit. Das vielschichtige und dabei den Gesang nie überspielende Instrumental tut sein Übriges. Wer da auf dem Konzert nicht das Feuerzeug respektive die Handytaschenlampe rausholt, hatte wohl noch nie Liebeskummer.

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