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Leonard Cohen: Der Poet mit dem Hut

Der Kanadier Leonard Cohen gehörte zu den einflussreichsten Musikern der Popgeschichte

Einer der einflussreichsten Songwriter der Popgeschichte

Zufriedene Musiker schreiben schlechte Songs. So lautet eine der universellen Weisheiten der Popkultur. Daraus ließe sich ableiten, dass Leonard Cohen ein unglücklicher Mensch ist. Doch das trifft die Wahrheit höchstens zum Teil. Viel mehr sind es die Geisteshaltung des Poeten und der Gemütszustand des Troubadours, die den Kanadier zu einem der einflussreichsten Songwriter der Popgeschichte gemacht haben.

1934 in Montreal geboren, versucht sich der junge Cohen zunächst als Dichter und Romancier. Erst auf Umwegen findet er in den späten 1960er Jahren ins Musikgeschäft, wo er mit seinem unverkennbaren Bariton, seinem sonoren Sprechgesang und seinen manchmal lakonischen, oftmals melancholischen Liedern zum Gegenpol des ausschweifenden Rock’n’Roll-Lebens wird.

Musik im Wandel

»So long Marianne« oder »Suzanne« heißen seine frühen Erfolge. Fast immer stehen die Frauen im Mittelpunkt. So auch bei »Chelsea Hotel«, das von seiner Beziehung mit Janis Joplin handelt. Bis 1979 begnügt sich Cohen mit einer Handvoll klassischer Alben. Als er sich 1985 zurückmeldet, hat er einen neuen Sound im Gepäck: Cohen lässt sich nun von mehrstimmigen Frauenchören unterstützen. Kritiker verspotten dies als Gospel-Avancen. Doch der Poet mit dem charakteristischen Hut lässt sich nicht beirren.

1988 fließen elektronische Einflüsse in seine Musik ein, und Cohens Texte werden politischer denn je. »First we take Manhattan« wird zu einem Überraschungshit, und »Waiting for the Miracle« zur Titelmusik von Oliver Stones bedrohlichem Gewaltfilm »Natural Born Killers«.

Doch der Musiker wird geplagt von Zivilisationsmüdigkeit. Als Cohen 1992 in ein buddhistisches Kloster abtaucht, scheint seine Karriere vorbei zu sein. Als er sich 2001 mit »10 new Songs« zurückmeldet, interessiert sich kaum jemand dafür. Später wird publik, dass sich der sanftmütige Gentleman von seiner Managerin um große Teile seines Vermögens hat bringen lassen.

Ein Glücksfall, denn nach mehr als zwei Dekaden Pause veranlasst der drohende Bankrott den Musiker zu einer mehrjährigen Welttour, die zu einem Triumphzug wird. Mit über 70 Jahren steht er in ausverkauften Arenen bis zu drei Stunden auf der Bühne. Das Publikum ist glücklich. Der Sänger lässt sich feiern. Traurige Songs schrieb er bis zuletzt.

Jetzt ist Leonard Cohen tot. Er starb mit 82 Jahren, wie das Musiklabel Sony auf Cohens Facebook-Seite mitteilte. Sein letztes Album „You Want It Darker“ war gerade erst erschienen. (11.November 2016)

 

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