Ob Büffel, Elche oder Bären – der Süden Manitobas ist ein beliebtes Ziel für Tier- und Vogelliebhaber. Text: Jörg Michel
Achtung, wapitihirsch!
Eine halbe Stunde dauert die Fahrt vom Trans-Kanada Highway in den Riding Mountain National Park. Kaum angekommen tritt die Busfahrerin zum ersten Mal auf die Bremse. »Schau mal da draußen«, ruft ein Passagier und schon kleben unsere Nasen an den Fensterscheiben. Der Stau hat einen tierischen Grund: Eine Herde mächtiger Wapitihirsche stolziert gerade durch das Unterholz.
Der Riding Mountain National Park, etwa vier Autostunden von Winnipeg im Süden Manitobas gelegen, ist ein Paradies für Tierliebhaber. Hier ist es fast unmöglich, keine wilden Tiere zu sehen. In dem 3.000 Quadratkilometer großen Schutzgebiet mit seinen tiefen Wäldern, Steppen und Hunderten Seen leben unter anderem 1.800 Wapitis und rund 1.000 Schwarzbären. Dazu Kojoten, kleinere Säuger wie Biber oder Marder und rund 230 Vogelgattungen.
Ach Du großer Büffel
Vom Hauptort Wasagaming aus lassen sich viele Tiere schon auf kleineren Spaziergängen beobachten, am besten in den Morgenstunden oder zum Sonnenuntergang. Im Nationalparkbüro, das in einem historischen Blockhaus nahe des Clear Lake untergebracht ist, kann man im Sommer auch geführte Wanderungen buchen. Zu meinen Favoriten gehört der Gorge Creek Trail, eine steile Route von sieben Kilometern entlang einer gewaltigen Schlucht, mit Glück sind auch ein paar Schwarzbären inklusive!
Auf dem Programm stehen auch Bus-Safaris in das Innere des Parks oder zum Büffelgehege am Lake Audy. Etwa 40 Büffel leben dort auf einer ausladenden Lichtung in Sichtweite einer befahrbaren Schotterstraße. Das ‚Ah‘ und ‚Oh‘ im Bus ist angesichts der majestätischen Tiere jedenfalls nicht zu überhören.
Was einem sonst noch so unterwegs begegnen kann im wilden Süden von Manitoba:
Elche
Die riesigen Hirsche mit ihren Kinnbärten und Schaufelgeweihen mögen’s im Sommer kühl und halten sich bevorzugt in den vielen Seen und Flüssen Manitobas oder im dichten Unterholz der Wälder auf. Zu sehen gibt es sie in Riding Mountain, aber auch rund um Hecla-Grindstone, einer Halbinsel im Lake Winnipeg oder im Nopiming Provincial Park, einem riesigen Wildnisgebiet an der Grenze zu Ontario.
Wölfe
Sichtungen der scheuen Rudeltiere sind rar, schon eher hört man ihr markantes Heulen. Zum Beispiel in den entlegeneren Regionen von Riding Mountain oder im Whiteshell Provincial Park etwa 130 Kilometer östlich von Winnipeg. Ein Rudel lebt auch entlang des Highway 44 nahe Caddy Lake. Weiter nördlich in Thompson kann man am Spirit Way Radweg zumindest handbemalte Wolfsfiguren und Wandgemälde bestaunen.
Weißkopfseeadler
Die majestätischen Vögel mit ihrem markanten weißen Kopf leben in den großen Flusstälern Manitobas, etwa entlang des Red oder Pembina River. In Feuchtgebieten oder nahe von Seenplatten halten sie Ausschau nach Beute, zum Beispiel in Riding Mountain, aber auch in den bewaldeten Tälern im Pembina Valley Provincial Park unweit der Grenze zum US-Bundesstaat North Dakota.
Weißwedelhirsche
Die stets neugierig dreinblickenden Rehe grasen in Manitoba zuhauf auf offenen Feldern, entlang ländlicher Straßen oder auch in den Vorgärten von Häusern. 150.000 von ihnen hat man in der Provinz irgendwann einmal gezählt und manche wagen sich auch mitten in die großen Städte wie Winnipeg. Dort zu sehen gibt es sie etwa am Bird Hill oder im alten Industriegebiet Fort Whyte.
Grey Jay (Meisenhäher)
Dieses Jahr ist der freche Singvogel wegen seiner weiten Verbreitung zum inoffiziellen Nationalvogel Kanadas ernannt worden, und auch in Manitoba ist der dunkelgraue Flattermann allgegenwärtig. Jedenfalls ist er stets zur Stelle, wenn es etwas zum Stibitzen gibt, ob auf Campingplätzen, Picknickbänken oder Autobahnraststätten. Passt also besser auf Eure Sandwiches auf!
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