Mann hat Kopfhörer im Ohr und tanzt auf Musik seiner liebsten Alben aus Kanada Damir Khabirov/ Shutterstock.com

Die zehn besten Alben aus Kanada 2021

Um ein Land richtig zu verstehen, empfiehlt es sich, immer lokales Radio zu hören und sich in der Musikszene umzusehen. Für alle also, die keine Chance hatten, 2021 nach Kanada zu reisen, habe ich einmal meine zehn liebsten Alben aus Kanada 2021 zusammengestellt.

Alt Therapy, Emanuel

Stimmgewaltig ist er. Und oft sind die vielen „Runs“ und „Phrasierungen“ auch eine Anstrengung. Ähnlich wie beim Debüt eines offensichtlichen US-amerikanischen Pendants, Frank Ocean, verpackt Emanuel seine zärtlichen Texte in dicke Beats und fette Gitarren. Wie jede menschliche Liebeserfahrung ist Alt Therapy ein Mix aus Gefühlen. Hier kommt wohl eine neue R&B-Größe und grüßt mit diesem Album die Welt.

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Wildest Dreams, Majid Jordan

Dieses Album ist für mich ein wenig wie eine Zeitreise in die 80er-Jahre. Die Popklänge erinnern mich stark an Wham!, A-ha und die Pet Shop Boys. Aber auch die Ähnlichkeit mit heutigen Künstlern wie Justin Bieber und The Weeknd (beides Kanadier) ist offensichtlich. Das Duo besteht aus Majid Al Maskati und Jordan Ullman. Wobei Maskati seine Stimme wie Mariah Carey in Kopfstimmenläufe treiben kann und dabei aber verdammt cool ist. Was euch hier also erwartet? 80er Synthie-Pop, R&B-Groove und poplastige Songs für ein kleines Tänzchen zwischendurch.

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Choses Sauvages II, Choses Sauvages

Der Bass! Der Bass ist großartig. Mein Papa spielte auch Bass in einer Band und daher bin ich quasi von Geburt an gezwungen, auf eben dieses Instrument zu hören. Und hier, hier haben mich die Funk-Riffs gepackt. Für dieses Album hat sich die Band auf Nu-Disco, New Wave und deutschen Krautrock verlegt. Wobei ich bei dem einen oder anderen Lied leicht den Song Le Freak der Band Chic von 1978 hätte anstimmen können. An anderen Stellen dachte ich, ich wäre in einer Klanginstallation gelandet, bei der versucht wird, mit Außerirdischen zu kommunizieren.

Das Quintett hat akribisch an einem neuen Elektro-Sound gefeilt, der mit leicht identifizierbaren Einflüssen gespickt ist: Kraftwerk („Homme -Machine“, „Conseil solaire“), die Talking Heads („Science du bruit“), Gary Newman, Daft Punk und die italienische Disco von Giorgio Moroder. Choses Sauvages verwendete ein Dutzend Synthesizer, um eine bestimmte Ära herauszukristallisieren, zum Beispiel einen Casio CZ-200 (hatte ich auch mal!) aus der Mitte der 1980er-Jahre. Die verschwommenen Vocals geben den meisten Raum für die Instrumentierung, etwas weniger für die Texte – einige Songs sind komplett instrumental, und manchmal vergisst man das, weil die Musik so fesselnd ist.

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Certified Lover Boy, Drake

Certified Lover Boy von Drake, der Mann, der Mythos, die Legende. Ich bin schon über den Titel gestolpert und habe auch etwas die Befürchtung, dass der Titel sinnbildlich für die eigene Überschätzung von Drake steht. Deshalb hat mich die gesamte Zeit die Frage beschäftigt – ist das Album hier so legendär wie Drake selbst? Und ja – es ist ein strategisches Werk.

Aber ich mag es dennoch, denn die Hörer bekommen die verschiedenen Persönlichkeiten aus Drakes musikalischen Ichs zu hören: den stolzen Torontonianer („7am on Bridle Path“), den Familienvater („The Remorse“), den viralen Touch („Way 2 Sexy“), den Lyriker („You Only Live Twice“), den Mob Ties („Knife Talk“) und den hoffnungslosen Romantiker („Yebba’s Heartbreak“). Das Album gehört in die Playlist. Eindeutig.

Und immer, wenn das Gefühl sich einschleicht, dass Drake sich schlichtweg für einen Gott hält, hilft es, sich daran zu erinnern, dass er rückwärts gelesen Ekard heißt (das habe ich mal bei Twitter gelesen und fand es genial).

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Head Above the Waters, DijahSB

Die Rapperin aus Toronto hat nach ihrem Album-Debut letztes Jahr hiermit schon ihr zweites Album veröffentlicht. Warum? Weil Corona alle Live-Pläne durchkreuzt hat und die Kreativität sich ihren Raum sucht. Glücklicherweise war das Ergebnis das Album Head Above the Waters. Ein Werk, das bei den Musikkritikern auch wunderbar ankam.

DijahSB ist auch noch in den Startlöchern einer Weltkarriere. Ich sehe in ihr das weibliche Pendant zu Drake. Die Musik ist genauso schön abwechslungsreich, tanzbar und auch wenn die Texte oft vom alltäglichen „struggle“ handeln, bringen sie in den düsteren Zeiten einer Pandemie durchaus gute Stimmung.

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Dangerous Levels of Introspection, JP Saxe

JP Saxe wurde 2019 – ironischerweise – mit dem Song „If the world was ending“ berühmt. Sein zartes Stimmchen flehte in diesem Song seine Liebe an, bei einer Katastrophe doch bitte sofort zu ihm zu kommen. „Dies ist mein ganzes Herz in 13 Songs“, sagte JP Saxe bei der Veröffentlichung seines Debütalbums gegenüber CBC Music. Es ist die Art von Behauptung, die Musiker aufstellen, um die Aufrichtigkeit ihres Musizierens zu unterstreichen, aber in seinem Fall ist es absolut wahr. Saxe zeigt sich in seinen Songs ewig zweifelnd, immer auf der Soll-Seite des Selbstbewusstseins und mit einer großen Portion Selbstkritik.

Das Album ist Melancholie pur und allen Menschen mit akutem Herzschmerz sei es entweder wärmstens empfohlen oder, falls man die verflossene Liebe schleunigst vergessen will, dringend davon abgeraten. Aber wer nicht betroffen ist, kann dieses Album mit den leisen Tönen beim Abendessen genießen, bei einer Autofahrt durch eine Winterlandschaft oder als Soundtrack zu einer Waldwanderung.

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Justice, Justin Bieber

Darf man als Frau in meinem Alter (46) überhaupt Justin-Bieber-Alben hören? Ja, das geht! Und das Beste ist, unbeschämt kann man es anhören beim Autofahren, Kochen oder Tippen dieses Textes. Dass Justin Bieber  nicht höher in dieser Rangliste gelandet ist, hat er lediglich seiner Bekanntheit zu verdanken. Ein wenig sehe ich es hier auch als meine Aufgabe, auf neue Künstler aufmerksam zu machen.

Mit acht Grammy-Nominierungen und dem größten Zuspruch aller Alben auf dieser Liste, vereint Justice eine schwindelerregende Vielfalt an Musikstilen zu einem fesselnden Ganzen. Ein Kunststück, das insbesondere durch Justin Biebers vorbildlichen Gesang und Songwriting ermöglicht wird – Fähigkeiten, die er auf seinen rekordverdächtigen acht Nummer-eins-Alben kultiviert hat.

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Das fröhliche, an R&B angelehnte „Peaches“, mit gemütlichen Cameos von Daniel Caesar und Giveon, war der unbestrittene Song des Sommers; auf dem vom Gospel geprägten „Holy“ teilen Bieber und Chance the Rapper einen spirituellen Moment; in „Lonely“, einer fesselnden Ballade, die von Finneas (dem Bruder von Billie Eilish) mitgeschrieben wurde, ruft Bieber die Musikindustrie dazu auf, psychische Gesundheitskrisen nicht zu ignorieren:

Jeder sah mich krank/ und es fühlte sich an, als ob es niemanden interessierte.

Alpha, Charlotte Day Wilson

Wie viele Alben ist auch Alpha eine Reise ins Ich. Das Jetzt und das Vergangene analysiert Wilson so emotional, dass, wenn man das Album in dunklen Winternächten hört, sich ihre Stimme mit der Dunkelheit zu einer melancholischen Wolldecke verbindet. In „If I Could“ spricht sie zu ihrem jüngeren Ich und wünscht sich, sie hätte sich als junge, queere Frau besser beschützen können. Sie singt von verlorener und wiedergefundener Liebe, von Beharrlichkeit, von der Art von Verletzlichkeit, die fasziniert, berührt und einen so schnell nicht mehr loslässt. Gospel-, Folk-, Alt-R&B- und Neo-Soul-Einflüsse schwingen von Song zu Song. Ein echter Geheimtipp.

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When Smoke Rises, Mustafa

Ein Album wie When Smoke Rises ist ein Schmuckstück. Eine Seltenheit. Etwas Bahnbrechendes. Und zwar ohne dabei brutal laut zu sein. Mustafa ist eher tiefgründig inspiriert. Er sagt, seine größten Inspirationen wären Joni Mitchell und Leonard Cohen gewesen. Und so hat er ein Album kreiert, das – ja was ist es denn eigentlich? – ein wenig Folk, Singer-Songwriter und Soul-Einflüsse hat. Das Albumcover zeigt Mustafa mit seinem engen Freund Smoke Dawg (Jahvante Smart), einem aufstrebenden Rapper aus Toronto, der 2018 getötet wurde. Die beiden wuchsen im Regent Park auf, zusammen mit anderen Freunden, die alle aus erster Hand die Härten des Aufwachsens in Kanadas ältestem Wohnprojekt erfahren haben.

When Smoke Rises, an dem Frank Dukes, James Blake, Jamie xx und Sampha mitgewirkt haben, ist eine eindringliche Ode an seine gefallenen Brüder, ein Trauerprozess, der für Mustafa harte Arbeit war. In „Stay Alive“ bittet er darum, seine Freunde und Nachbarn in Sicherheit zu bringen; „Ali“ ist ein Lied über einen anderen Freund, der zu früh gestorben ist. Der Verlust ist ein zentrales Thema der Musik, aber auch die unerschütterliche Liebe.

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Hope For Sale, Chiiild

Auf dem Debütalbum der Montrealer Band Chiiild ist Hoffnung eine warme Umarmung, die man am liebsten gar nicht mehr loslassen möchte. Es ist schwer, den Sound festzulegen – ein amorphes Angebot von R&B, Soul und psychedelischem Rock, das fein miteinander vermischt ist – aber es ist Ayals sonniger Optimismus, der es von Anfang bis Ende erhellt. Schön positiv, schön groovy und dabei so abwechslungsreich, dass das Album nie langweilig wird. Und ja, den Rat „Keep dreaming/ keep breathing“ kann der gesamte Planet gebrauchen.

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