Person liegt neben seinem Wanderrucksack in einer bergischen Landschaft und guckt hoch in den Himmel Greg Sellentin

Reise durch den Ivvavik Nationalpark

Nächte unter der Mitternachtssonne, Frühstück mit Grizzlys und Wanderungen über Permafrost. Der Ivvavik Nationalpark im Yukon ist ein entlegenes und unberührtes Naturparadies. Ein gut gehütetes Geheimnis, eingebettet zwischen den beeindruckenden British Mountains und der nahe gelegenen Beaufortsee. Es ist der perfekte Abenteuerspielplatz für diejenigen, die die unverfälschte Schönheit der kanadischen Arktis erleben möchten.

Abgelegen ist der Ivvavik Nationalpark

Hier sagen sich Grizzlys und Eisbären Gute Nacht! Oder treffen sich eher auf der Suche nach Futter. Doch wer zum Ivvavik Nationalpark rund 200 Kilometer nördlich des Polarkreises gelangen möchte, muss sich zunächst in die Vogelperspektive begeben. Denn selbst für kanadische Verhältnisse liegt der Park sehr weit ab vom Schuss. Im Norden grenzt er an den Arktischen Ozean und im Westen an den amerikanischen Bundesstaat Alaska. Eine Straße hierher existiert allerdings nicht. Stattdessen geht es mit einer Propellermaschine von Inuvik am Dempster Highway aus nach Sheep Creek. So heißt das Arktis-Basiscamp im Ivvavik Nationalpark. Die einzige Möglichkeit, in den Weiten des Parks zu übernachten.

Aus dem Helikopterfenster hinaus sieht man verschneite Berge im Yukon Territory in Kanada
Jack Church

Dann hebt das kleine Flugzeug schon ab. Das wahrhaft einmalige Abenteuer in Kanadas wildem Norden beginnt. 75 Minuten mit nie gesehenen Eindrücken: Entlang der Küste der Beaufortsee, vorbei an den bis zu 1.700 Meter hohen beeindruckenden British Mountains, bis das Sheep-Creek-Basiscamp unter den Propellern ins Sichtfeld kommt. Ein wenig huckelig ist die Landung. Doch das hat weniger mit den Künsten des Piloten zu tun, sondern mit der Schotterpiste, die als Landebahn dient.

Sicherheit im Basiscamp

Das Camp liegt im Herzen der British Mountains. Umgeben von einem elektrischen Zaun, denn nicht selten spaziert ein Grizzlybär neugierig am Camp entlang. Auch Eisbären zählen ab und an zu den tierischen Besuchern. Das Wildniscamp in der Tundra besteht aus vier Containern und neun festen Zelten, die Platz für sechszehn Besucher und vier Mitarbeiter bieten.

Grizzly-Bär geht durch das grün
Getty Images

Heute ist die Parkbehörde der Boss, einst versammelten sich am Forth River Goldschürfer. Das heutige Basiscamp hat nur wenige Wochen im Jahr geöffnet. Im Juni und Juli ist es Ausgangspunkt für Exkursionen in die spektakuläre Natur. Das ist die Zeit, in der die Sonne sich nicht vom Horizont verabschiedet und man auch um Mitternacht die endlose Weite des Parks betrachten kann.

Wanderungen im Ivvavik Nationalpark

Und dann geht es endlich los: Die erste Tageswanderung durch die wahrhaft einzigartige Wildnis steht an. Die Wanderungen sind das absolute Highlight. Sie tragen Namen wie Ridge Walk, Wolf Tours und Inspiration Point. Doch wer jetzt markierte Trails erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Die gibt es nicht. Und es empfiehlt sich nicht, alleine loszuwandern. Ein Guide sollte immer anwesend sein und bewaffnet. Ansonsten wäre die Chance, sich hoffnungslos zu verlaufen und dabei noch einem Grizzly zu begegnen, einfach zu hoch. Kaum haben die Wanderer nach wenigen Minuten die Baumgrenze hinter sich gelassen, beginnt das Naturschauspiel: Die arktische, weit offene Natur liegt im 360-Grad-Panorama vor einem. Ein Ausblick, den man wohl niemals mehr vergessen wird.

Person wandert im Ivvavik Nationalpark
Yukon Government/M Berkman

Tiere im Ivvavik Nationalpark

Fast noch beeindruckender und wirkliche Herzklopfmomente: die Wildtierbeobachtung. Mit Glück taucht eine Walflosse in der Ferne auf. Mit noch mehr Glück begegnet man einem Eisbären. Wahrscheinlicher ist es allerdings, Grizzlybären, Rot- und Polarfüchse und Karibus, also Rentiere, zu entdecken.

Karibu im Yukon Wildlife Preserve
YG/Cathie-Archbould

Denn in einem Teil des Ivvavik Nationalpark liegt die Geburtsstätte einer der größten Karibuherden, die stolze 200.000 Tiere zählt. Eine der größten Kanadas. Den Karibus ist auch die Existenz des Nationalparks zuzuschreiben, beschützt er doch einen Teil jener Landschaft, wo die Tiere alljährlich im Frühjahr kalben und ihre Jungen großziehen. So bedeutet „IIvvavik“ in der Sprache der Inuvialuit „Ort der Geburt“.

Die beste Reisezeit des Nationalparks

Es kann sein, dass es einige Zeit dauert, bis man zu diesem Abenteuer aufbrechen kann, denn die Reise ist oft lange im Voraus ausgebucht. Nur im Juni und Juli lassen die Temperaturen und Wetterverhältnisse einen Besuch zu. Im Schnitt zeigt das Thermometer um die 14 Grad. Doch es kommt immer wieder vor, dass die Temperatur plötzlich gen null sinkt, sodass es schneit oder friert. Doch selten zeigt sich die Landschaft schöner als in der Mitternachtssonne. Vor allem, wenn Ende Juni die Sommersonnenwende alles in ein magisches Licht taucht. Dann können die Besucher ihr Glück wohl kaum fassen, eine Natur und einen Lebensraum erleben zu dürfen, den wohl nur wenige Menschen je zu Gesicht bekommen.

Fluss im Ivvavik Nationalpark
Daniel Case

Info: Die siebentägige Reise mit Stopover auf Herschel Island kostet ca. 7700 CND plus Steuern, inklusive Charterflug von Inuvik, Übernachtung in Zelten, Wanderführern und aller Mahlzeiten. Buchen kann man den Trip bei der kanadischen Nationalparkbehörde in Inuvik.

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