Ahornsirup wird auf eine Waffel gegeben. nabil boukala

Ahornsirup Kanada: Flüssiges Gold aus Québec

Kaum ein Geschmack ist so untrennbar mit Kanada verbunden wie der von Ahornsirup. Und wenn der Winter langsam dem Frühling weicht, beginnt in Québec eine Tradition, die seit Jahrhunderten gefeiert wird: die Ernte des süßen Baumsafts. Die »Cabanes à sucre«, die legendären Zuckerhütten, öffnen ihre Tore und laden Genießer ein, das »flüssige Gold« in all seinen Facetten zu erleben.

Zwischen Mitte März und Ende April spielt sich in den Wäldern Québecs ein faszinierendes Naturschauspiel ab. Sobald die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt sinken und tagsüber steigen, beginnt der Saft in den Ahornbäumen zu fließen. Zeit für die Ernte! Mit rund 34 Millionen aktiven Ahornbäumen produziert Québec heute fast drei Viertel des weltweiten Ahornsirups. Kein Wunder, dass Ahornsirup Kanada weltweit bekannt ist und in rund 60 Länder exportiert wird.

Sirup wird am Stamm des Ahorns in einem Eimer gesammelt.
Foto: Montérégie © GouvQc PRÊTS pour la route – Valérie Beaupré

Mehr als nur ein Süßigkeit: Ein Fest für die Sinne

Ein Besuch in einer Zuckerhütte ist eine Reise in die Vergangenheit und ein echtes Highlight für die Sinne. An rustikalen Holztischen werden traditionelle Speisen serviert: heiße Erbsensuppe, herzhaft geräucherter Schinken und knuspriger Speck – natürlich mit einer großzügigen Portion Ahornsirup. Der absolute Höhepunkt? Der »Tire d’érable« – frischer, heißer Ahornsirup wird auf Schnee gegossen, wo er zu einer köstlichen klebrigen Leckerei erstarrt. Einfach aufrollen und genießen!

Ahornsirup auf Schnee wird zum Lolli gerollt
Foto: Laurentides © GouvQc Charles Mercier

Ahornsirup Kanada: Ein Erbe der indigenen Völker

Schon lange bevor die ersten europäischen Siedler nach Kanada kamen, wussten die indigenen Völker um die süße Kostbarkeit der Ahornbäume. Für die Kanien’kehá:ka (Mohawk) und W8banaki (Algonquin) war der Ahornsirup nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern ein wichtiger Bestandteil kultureller Zeremonien. Bis heute feiern indigene Gemeinschaften den Frühling mit traditionellen Ritualen und Festen, bei denen der Ahornsirup eine zentrale Rolle spielt.

Frühstück mit Pancakes, Spiegelei, Bacon, Orangensaft und Kaffee. Auf die Pancakes wird Ahornsirup geschüttet.
Unsplash/Maryam Sicard

Von goldgelb bis tiefdunkel: Die Farben und Aromen des Ahornsirups

Ahornsirup ist nicht gleich Ahornsirup! In Québec wird er in vier verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt. Der goldene Sirup schmeichelt dem Gaumen mit einer feinen, zarten Süße. Amberfarbener Sirup begeistert mit einer reichhaltigen Note, während der dunkle Sirup mit seinem intensiven Aroma die perfekte Wahl für Gebäck und deftige Gerichte ist. Wer es besonders kräftig mag, greift zum sehr dunklen Ahornsirup – ein wahres Geschmackserlebnis!

Ahornsirup wird in ein Glas gefüllt
Patrick Tomasso

Von alten Bäumen und Sugar Shacks 

Über die Jahre haben Québecs Landwirte die Produktion und die Qualität des Ahornsirups kontinuierlich verbessert. Und weil inzwischen bekannt ist, dass ältere Bäume mehr Saft als jüngere Bäume produzieren, werden bei der Ernte nur Pflanzen, die mindestens 40 Jahre alt sind, angezapft. Viele Betriebe präsentieren übrigens ihre geliebte Tradition in den sogenannten Sugar Shacks. Dort können Besucher und Touristen die Produktion besichtigen und anschließend an robusten Holztischen deftige Québecer Hausmannskost mit viel Ahornsirup probieren. 

Rote Ahornblätter am Baum.
Cole Keister

Ahornfestivals

Die Québecer sind bekanntermaßen feierfreudig und weil Ahornsirup so bedeutend für die Region ist, hat man ihm auch einige Festivals und Feste gewidmet. Bei diesen Feierlichkeiten sind Touristen natürlich immer herzlich willkommen. Gefeiert wird etwa in Plessisville, in der Region Centre-du-Québec, dort findet 2023 bereits zum 65. Mal das Ahornfestival statt. Kleiner Tipp: Während des Familientages am Sonntag nicht das beliebte Zuckerspiel auf dem Schnee verpassen. Auch das Festival Beauceron de l’Érable in Saint-Georges/Chaudière-Appalache ist bei Besuchern sehr beliebt, weil es mit Gourmet-, Sport-, Familienangeboten und sehr viel Musik überzeugt.

Persönlicher Tipp zum Ahornsirup aus Kanada

Ahornsirup in Bernsteinfarbe ist ein echtes Highlight für alle, die den karamellisierten Geschmack lieben. Diese mitteldunkle Variante entsteht durch sorgfältiges Einkochen des Ahornsafts und begeistert mit einer angenehmen Balance zwischen Süße und Tiefe. Besonders spannend: Der Sirup enthält wertvolle Mineralstoffe wie Mangan, Zink und Kalium sowie Antioxidantien, die vor schädlichen freien Radikalen schützen.

Das hier ist mein favorisierter Ahornsirup:

Lieblingsahornsirup aus der Dose
Foto: Sigmund

 

Kulinarisch ist Ahornsirup in Bernsteinfarbe ein wahres Allround-Talent. Er verfeinert nicht nur Pfannkuchen und Waffeln, sondern auch Dressings, Marinaden und sogar herzhafte Gerichte. Wer ihn einmal probiert hat, wird ihn nicht mehr missen wollen!

Zur Lagerung: Ungeöffnet hält sich Ahornsirup in Bernsteinfarbe praktisch unbegrenzt an einem kühlen, dunklen Ort. Nach dem Öffnen am besten im Kühlschrank aufbewahren – so bleibt er bis zu einem Jahr frisch.

Eine Tradition, die niemals endet

Ob in den urigen Zuckerhütten, bei Festivals oder in der modernen Küche – Ahornsirup Kanada bleibt eine der größten kulinarischen Schätze des Landes. Und wer einmal den echten Geschmack von Québecs »flüssigem Gold« erlebt hat, wird ihn nie wieder vergessen!

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