Spirit Bear, Geisterbär, Kermodebär im Wlad in British Columbia,Kanada Doug Neasloss

Great Bear Rainforest: Dort, wo der Geisterbär wohnt

Unberührte Flächen, ungeahnte Weiten, unendlich viel Abenteuer: All das hält British Columbia für naturbegeisterte Kanada-Reisende bereit. Und was British Columbia für Kanada ist, das ist der Great Bear Rainforest für British Columbia.

Das Naturschutzgebiet an der nördlichen Küste der Provinz ist etwa so groß wie Irland, 6,4 Millionen Hektar, und erstreckt sich auf rund 400 Kilometern vom Knight Inlet bis zur Grenze nach Alaska.

Viel wilder als in diesem gemäßigten Regenwald wird es nicht in Kanada. In der einzigartigen Landschaft warten atemberaubende Begegnungen mit Grizzlys, Schwarzbären, sogar Buckelwalen – und mit etwas Glück erhascht man auch einen Blick auf den sagenumwobenen Spirit Bear. Das bedeutet allerdings auch, dass kaum Straßen durch das Gebiet führen. Bella Coola ist ein guter Ausgangspunkt für spannende Ausflüge zu Bären, Walen, Vögeln und all den anderen wilden Tieren, deren Zuhause diese einzigartige Umgebung ist.

Panoramablick über den Great Bear Rainforest
Danita Delimont/ Shutterstock.com

Der Highway 20 führt von Williams Lake nach Bella Coola – 450 Kilometer Road-Trip-Feeling –, von Vancouver aus kann man aber auch hoch über den Wolken in den kleinen Ort fliegen. Alternativ empfehlen sich die Orte Bella Bella, Klemtu oder Prince Rupert als Anlaufstellen für angehende Regenwaldforscher*innen.

Wer lieber von der Wasserseite kommt, startet vom Norden Vancouver Islands aus und fährt mit den BC Ferries oder verschiedenen anderen Schiffen die Küste hinauf. Eine ganze Reihe idyllisch am Wasser gelegener Lodges sind tatsächlich nur so oder mit dem Wasserflugzeug erreichbar. Wer Wildnis bestellt, kriegt sie auch!

Die beste Zeit für einen Besuch

Zwischen Juni und August ist das Wetter am wärmsten – das bedeutet allerdings nicht, dass es auf einem Ausflug auch trocken und sonnig ist. Heißt ja schließlich Regenwald. Die Bärensaison ist von Juni bis Oktober, die besten Chancen auf die zotteligen Vierbeiner hat man, wenn die Lachse unterwegs sind und die Bären sich mit den heimatorientierten Fischen die Bäuche vollschlagen, also vom späten August bis in den Oktober hinein.

Geisterbär im Great Bear Rainforest
Richard Seeley/ Shutterstock.com

Der Kermode Bär

Beim Streifzug durch das immergrüne Dickicht gilt es, die Ohren gespitzt und die Augen offen zu halten. Da, was ist das?! Einer der seltenen Kermodebären bewegt sich langsam, aber zielsicher zum Fluss, um sich mit dem fettreichen Fleisch der Lachse auf den kommenden Winter vorzubereiten. Der mit seinem weiß-cremefarbenen Fell beinahe schon mystisch anmutende Spirit Bear ist eines der seltensten Tiere der Region und nicht jeder wird das Glück haben, ihn zu Gesicht zu bekommen. Etwa zehn Prozent der Bären, die hier geboren werden, haben das Gen, das ihrem Pelz diese außergewöhnliche Farbe beschert.

In der Umgebung von Klemtu stehen die Chancen besonders gut, die hellen Bären zu entdecken. Unterkünfte wie die von den Kitasoo Xai’xais First Nation geführte Spirit Bear Lodge eignen sich ganz hervorragend als Basislager für bärenbegeisterte Besucher. Meist sind geführte Touren zu den besten Beobachtungsstellen Teil des Angebots.

Die Spuren der Grizzlybären an den Bäumen werden während einer Regenwaldwanderung von Great Bear Nature Tours erklärt.
Great Bear Lodge

Unberührte Natur im Great Bear Rainforest

Die Führungen in den Regenwald sind mehr als bloße Richtungsangabe. Denn die Geisterbären spielen eine wichtige Rolle in der Kultur und den Geschichten der bereits seit Jahrhunderten hier lebenden First Nations, die diese bereitwillig mit Besuchern teilen. Zu den Bären wissen sie ebenso viel zu erzählen wie zu den anderen Tieren, die manchmal und etwas zu Unrecht außerhalb des Rampenlichts stehen: Wale, Delfine, Otter, Vögel – sie alle teilen sich die riesigen Wälder, die großen Flüsse und die erhabene Pazifikküste.

Zahlreiche Anbieter nehmen Besucher mit in die Fjorde und die Flüsse, zu heißen Quellen und Wanderungen durch die Natur. Heli-Hiking funktioniert ähnlich wie Skifahren aus dem Hubschrauber: Der Helikopter bringt Wanderer in abgelegene Gebiete, in denen sie tagelang von Lodge zu Lodge unterwegs sein können. Auch Sportfischer kommen auf ihre Kosten: So gibt es Fly-in-Lodges an der zentralen Küste, von denen aus sie zu ihren Angelabenteuern aufbrechen können.

Bär an einem Fluss im Wald, British Columbia, Kanada
CTC

Wer die riesigen Meeressäuger sehen will, hat ebenfalls im Hochsommer die besten Karten: Die Johnstone Strait und das Broughton Archipelago zwischen der Landseite British Columbias und dem nördlichen Vancouver Island gehören zu den besten Orten auf der ganzen Welt, um Orcas zu beobachten. Vor allem im August und September ist auch die Zeit, um Buckelwale und Grauwale zu sehen – etwa im Khutzeymateen Provincial Park, wo es zudem die größte Population von Grizzlybären auf der Welt gibt.

Eins ist auf jeden Fall klar: Ein Ausflug in den Great Bear Rainforest ist eine einmalige Gelegenheit, um unseren schönen Planeten von einer ganz besonderen Seite kennenzulernen. Und um sich noch einmal klarzumachen, wie empfindlich und schützenswert dieser Lebensraum ist. Für die Tiere ebenso wie für uns.

Orkas vor der kanadischen Küste
Jordan Dyck
Spread the love