Hotel, Motel, Holiday Inn – das war gestern. Heute darf es in Sachen Übernachtungen auch gern mal ein bisschen ausgefallener sein: Uriger, natürlicher, abgelegener. Und so rücken in Kanada immer mehr Hotels in den Fokus, die wirklich etwas ganz Besonderes sind.
Alberta: The Lodge at Métis Crossing
Am North Saskatchewan River hat sich die einzigartige The Lodge at Métis Crossing platziert. Doch klären wir zuerst einmal die Frage, wer sind die Métis? Neben den Inuit und den First Nations sind die Métis eine der wichtigsten indigen Gruppen Kanadas. Die Métis sind seit 1982 als eigene Ethnie anerkannt. Ihre Kultur entstand ab dem 17. Jahrhundert aus Verbindungen europäische Pelzhändler, vorrangig aus Schottland, England und Frankreich, mit Frauen verschiedener First Nations wie den Cree. Heute leben daher sowohl kreol-, französisch- und auch englischsprachige Métis in Kanada, die sich kulturell stark voneinander unterscheiden.
Einen Einblick in die Métis-Kultur bietet besagte The Lodge at Métis Crossing, die bereits durch ihr eigenwilliges Design auffällt, das die traditionelle und zeitgenössische Métis-Handwerkskunst Kanadas vereint. Sie bietet 40 Zimmer und eine Lounge, deren bodentiefe Fenster den Blick auf den North Saskatchewan River und abends auf den atemberaubenden Sternenhimmel freigeben. Und weil die Lodge erbaut wurde, um den abenteuerlustigen und widerstandsfähigen Geist der Vorfahren zu ehren, verwundern auch die Aktivitäten nicht, die auf dem Programm stehen. Wer mag, nimmt an kulturellen Touren teil oder lernt, wie Biberfallen aufgestellt werden. Mit etwas Glück lassen sich auch die seltenen weißen Bisons beobachten, die in Métis Crossing beheimatet sind.
British Columbia: Bear Spring Eco Retreat
In der westlichsten Provinz Kanadas, am Pazifischen Ozean, eröffnete 2021 das Bear Spring Eco Retreat. Übernachtet wird dort in kreisrunden Glamping-Zelten aus Leinen, die nachts eine direkte Sicht in den Sternenhimmel eröffnen.
Aber das ist nicht die einzige Aktivität, die großartige Naturerlebnisse in den West Kootenays verspricht. Auf dem Programm stehen je nach Lust und Laune oder Jahreszeit auch Wandern, Schwimmen, Schneeschuhwandern oder Tierbeobachtungen. Und wer dann doch ein bisschen Stadtfeeling benötigt, der erreicht in nur zwölf Minuten die Künstlerstadt Nelson.
British Columbia: Klahoose Wilderness Resort
Rund 100 Kilometer nördlich von der Metropole Vancouver entfernt liegt abseits der Straßen, die es hier gar nicht gibt, das Klahoose Wilderness Resort, eine Lodge mit nur sieben Zimmern. Wer sich entschlossen hat, in diesem von Wald und Wasser umgebenen Paradies eine Auszeit zu nehmen, der reist am besten spektakulär an: stilecht kanadisch mit einem Wasserflugzeug, das Gäste in das Gebiet der Klahoose First Nations bringt.
Was man hier den ganzen Tag machen kann, außer die Lungen mit frischer Luft zu füllen? Wie klingen Grizzly-Touren, Regenwald-Wanderungen und Walbeobachtung? Und auch die Kultur der Klahoose spielt bei allen Aktivitäten eine Rolle, denn indigene Guides begleiten viele Ausflüge. Angst vor dem großen braunen Bären? Keine Sorge. Das Klahoose Wilderness Resort ist Profi in Sachen Grizzly-Touren im Toba Inlet. Bester Zeitraum für eine Bärentour ist Ende August bis Mitte Oktober. Denn dann ist Lachssaison und die Fische bekommen die bärenstarke Aufmerksamkeit. Das bedeutet für den Menschen eine entspannte Beobachtung und grandiose Bilder.
Labrador: Battle Harbour
Es gibt sie, die zauberhaften versteckten Orte, die Reisende nur finden, wenn davon erzählt wird. Und genau so ein Schatz ist Battle Harbour. Während sich das Zubringerbötchen durch Buchten und entlang der windgepeitschten Küste schlängelt wird schnell klar, wie abgelegen Battle Harbour wirklich ist. Und ja, wenn man plötzlich um die Kurve biegt und dieses bezaubernde Eiland entdeckt, erhellen sich die Gesichter aller Besucher. Nach der kleinen Landzunge kommt der Hafen. Zu sehen ist da bereits ein Großteil der Insel, auf der sich die Gemeinde befindet.
Battle Harbour ist nicht nur ein Hideaway vor Gesellschaft und Alltagssorgen, sondern auch ein aktives, belebtes Museum. Die Salzsiederei in Battle Harbour wurde zwischen 1770 und 1775 gegründet und blieb bis etwa 1992 in Betrieb. Das kleine Hafenstädtchen beherbergt über 200 Jahre alte Gebäude, von denen viele vollständig restauriert wurden. Allerdings mit dem Hintergedanken, die einstige Schlichtheit durchaus zu bewahren.
Wer hier – am Ende der Welt – Komfort auf Luxushotelniveau erwartet, ist am falschen Ort. Und weiß wahrscheinlich auch den Zauber dieser Insel nicht zu schätzen. Einzigartig schön ist es hier, aber auch rau und naturgewaltig. Und der Gedanke, dass Menschen auf dieser Insel ihr gesamtes Leben verbracht haben, aber in einer halben Stunde ihren Wohnort inmitten des Atlantiks gemütlich umrunden können, ist unvorstellbar.
Dann aber setzt man sich auf einen Felsen, starrt hinaus aufs Meer und sieht – je nach Saison – Wale oder Eisberge vorbeiziehen. So unaufgeregt, so normal, dass hier niemand die Kamera zückt. Und am Abend, wenn das Abendbrot serviert wird und alle beisammen hocken, in dieser einzigartigen Atmosphäre, begegnet man auch dem ein oder anderen Einwohner. Und kann an seinen Geschichten teilhaben und an seinem Leben – mitten im Atlantik.
Manitoba: Churchill Wild Lodges
Wie wäre es mit einer Wanderung zu den Eisbären. Ja. Richtig gehört. Zu Fuß unterwegs zu den gefährlichen aber auch gefährdeten Arktisbewohnern. Wer einen Aufenthalt in einer der rustikal-luxuriösen Ökolodges an der Küste der Hudson Bay von Churchill Wild bucht, hat sich damit auch für die Eisbär-Wanderung eingeschrieben. Das klingt nicht nur wie ein einzigartiges Erlebnis, sondern ist es auch.
Und noch viel mehr als das. Denn neben den Polarbären durchwandern auch Wölfe, Elche oder Vielfraße das Terrain. Und nachts hat man mit viel Glück zusätzlich die Möglichkeit, den Nordlichtern beim Tanzen zuzusehen. Ein Tundra-Erlebnis der Extraklasse!
Neufundland: Fogo Island Inn
Fogo Island Inn ist eine futuristische architektonische Augenweide auf der neufundländischen Insel Fogo. Die vom Meer umspülte, felsige und abgelegene Insel Fogo Island wird von den Einheimischen oft als „far away from far away“ beschrieben, weil sie so einsam im Atlantik ausharrt.
Das kantige, weiße Hotel, das auf Stelzen balanciert, wurde nach dem Vorbild der Häuser der örtlichen Fischer gebaut. Die Eigentümerin und Gründerin Zita Cobb griff auf die Vergangenheit der Insel und das reiche Erbe der Region zurück, um diesen markanten und einzigartigen Rückzugsort zu schaffen. Das ist ihr gelungen. Dabei ist das Fogo Island Inn, trotz sehr üppiger Preise, kein Ort goldener Wasserhähne und Marmorböden. Ganz im Gegenteil. Die Details sind edel aber modern und teilweise geradezu poppig. Eins haben sie alle gemein: Die komplette Ausstattung des Hotels wurde auf der Insel hergestellt. Egal ob Möbel oder Textilien, alles kommt von Insel-Handwerkern.
Lohnt sich eine Reise? Und ob! Denn allein die Insel ist ein Juwel. Auf Fogo Island gibt es sage und schreibe sieben Jahreszeiten und jede davon bietet besondere Aktivitäten. Vom Wandern und Radfahren über das Sammeln von Waldbeeren bis hin zum Skilanglauf ist alles möglich.
Northwest Territories: Frontier Lodge
Ein echter Oldie mit neuem Beat ist die Frontier Lodge an der Mündung des Stark River, gegenüber der kleinen Gemeinde Lutsel K’e, rund eine Flugstunde von Yellowknife entfernt. Seit 60 Jahren gibt es die Lodge bereits, doch sie hat sich neu positioniert und ermöglicht als einzige Adventure Lodge der Region einen Zugang zum gerade erst eingerichteten Thaidene Nëné Nationalpark in den Northwest Territories. Die Lodge hat Platz für 30 Gäste, die gern mitgenommen werden auf geführte Wanderungen oder zu Tier- und Nordlicht-Beobachtungen. Aufregend sind die organisierten Mittagessen in der Wildnis und unbedingt erlebenswert die Einblicke in die Kultur und Traditionen der Dene First Nations.
Die meisten Urlauber kommen allerdings in die Lodge, weil Angeln das absolute Top-Erlebnis ist. Und auch wenn hier die absoluten Cracks anreisen – probiert es einfach mal aus! Angeln in Kanada ist eine tolle Erfahrung, insbesondere, wenn man sozusagen sein Abendessen selbst fischt. Denn Thaidene Nëné ist der Traum eines Anglers, auch wegen der sensationellen Wasserqualität. Und die Frontier Lodge ist perfekt gelegen, um auf die besten Seeforellen und arktischen Äschen am Great Slave Lake zuzugreifen. Petri Heil!
Quebec: Fairmont Le Château Frontenac
Dieses weltbekannte, denkmalgeschützte Stadthotel thront über der pittoresken Stadt Québec. Wer sich hier einbucht, wohnt sozusagen in einer Hotellegende. Aber einer frisch renovierten. Die Aussicht ist phänomenal. Der Blick schweift über den Sankt-Lorenz-Strom und die Architektur der alten Festungsstadt, die ein Unesco-Weltkulturerbe ist.
Die 610 Zimmer und Suiten sind modern eingerichtet und haben dennoch ein historisches Flair. Der Komfort ist wunderbar und die Betten so bequem, dass es schwerfällt, morgens aus den Federn zu kommen, um die charmante Stadt zu erkunden. Aber ganz ehrlich: Allein das Verweilen in diesem Hotel ist eine unvergessliche Reiseerinnerung!
