Kanadas Wurzeln liegen in den zahlreichen Völkern, die das Land lange vor den ersten Europäern besiedelten. Sie lebten im Einklang mit der Natur und kannten das Land wie ihre Westentasche. Doch lange schienen ihre Kultur und ihre Legenden im Auge der Öffentlichkeit fast wie vergessen. Erst jetzt gewinnen die langanhaltenden Traditionen langsam die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Das freut besonders Kanadas indigene Völker! Denn auch heute kennen sie noch Geheimnisse und Geschichten, die über Generationen hinweg überliefert wurden. Viele von ihnen wollen eben dieses Wissen weitergeben und laden Interessierte zu einer unvergesslichen Reise durch Kanadas reiche Vergangenheit ein. Text: Susanne Jung-Klotz
Durch die Rocky Mountains MIT DEN BUFFALO STONE WOMAN
Eine davon ist Heather Black des »Blood Tribes«. Ebenso wie ihre Vorfahren, nennt sie das bergige Land der Rocky Mountains ihr Zuhause. Und dorthin entführt sie ihre Gäste. Bei Wanderungen durch die atemberaubenden Landschaften des Kananaski Country erklärt sie ihre Sicht auf die Natur und Tierwelt der Gegend im Süden Albertas. Zu entdecken gibt es eisig-klare Seen, rauschende Wasserfälle und spannende Kulturdenkmäler wie zum Beispiel traditionelle Felsenkunst. Zur Stärkung wird »Bannock« zubereitet, das traditionelle Stockbrot vieler kanadischer Völker.
Am Saskatchewan River in der Big Eddy Lodge
Richtig wild wird es mit der Abenteurerin Michela Carrière, die sich zu den Cree zählt. Sie leitet nämlich die Big Eddy Lodge am Saskatchewan River. In traditionellen Tipis und rustikalen Hütten kann man im Einklang mit der Natur übernachten und in das Leben der indigenen Völker eintauchen. Die Anreise beginnt in Cumberland House, südöstlich von Saskatoon, mit dem Kanu oder Motorboot. Kaum angekommen, geht es auch schon weiter mit den Abenteuern: Michela lädt ein zu Kräuterwanderungen, Adlertouren oder Natur-Workshops. So kann sie den Gästen ihre Sicht auf die Welt vermitteln und einzigartige Erinnerungen schaffen – an das Land, die Natur und ihre Menschen.
PERLENSTICKEN MIT BOREALIS BEADING
In Manitoba gibt Melanie Gamache vom Volk der Métis ihr Wissen über Kunsthandwerk weiter. Um genau zu sein, lehrt sie die uralte Kunst der Perlenstickerei und des Fingerwebens. Diese Traditionen werden schon seit über 8.000 Jahren unter den Völkern Nordamerikas gepflegt. Mit bunten Perlen werden gemeinsam Beutel bestickt oder – je nach Erfahrung – sogar Handschuhe und Mokassins. Das macht nicht nur jede Menge Spaß, sondern ist auch lehrreich. Für Melanie und ihre Firma »Borealis Beading« steht nämlich vor allem auch die kulturelle Bedeutung der Perlentradition für das Volk der Métis im Vordergrund. Zum Beispiel dienten die bunten Perlchen nicht nur der Kunst und Mode, sondern waren auch eine wichtige Handelswährung. Die spannenden Kurse finden in Sainte- Geneviève, rund 45 Autominuten außerhalb der Stadt Winnipeg, statt.
DIE GESCHICHTE DER ALGONQUIN ENTDECKEN MIT DEN WASEDA CULTURAL TOURS
Seit über 11.000 Jahren leben die Madaoueskarini Algonquin in der Gegend um Ontario. Ganz klar, dass sie auf eine reiche Geschichte zurückblicken. Deshalb bietet Christine Luckasavitch im Madawaska Kanu Centre geführte Touren durch die Flusslandschaft Ontarios an. Ausgangspunkt ist das Madawaska Kanu Centre, unweit der Barry´s Bay im berühmten Algonquin Provincial Park. Von hier aus geht es zu Fuß weiter. Gerne teilt die stolze Historikerin ihr Wissen über die Wald- und Wasserlandschaft Ontarios. Neben der Geschichte ihres Volkes erläutert sie auch den Bau der traditionellen Birken-Kanus. Interessierte sollten sie auch auf ihr Kräuterwissen ansprechen und sich selbst davon überzeugen, was die Natur für uns bereithält.
heilen wie Indigene bei Upper Humber Settlement
Ebenfalls mit Kräutern geht es weiter mit Lauralee Ledrew vom Volk der Mi‘kmaq. Auf ihrem Bauernhof im Westen von Neufundland baut sie Kräuter und Bio-Gemüse an, die schon seit Jahrhunderten von den Mi‘kmaq verwendet werden. Dabei schmecken die Lebensmittel nicht nur besonders lecker, sie sind auch heilsam! Lauralee bringt ihren Besuchern langbewährte Rezepte näher und erklärt ihnen mehr über die Naturheilkunde ihres Volkes. Darüber hinaus erläutert sie die Wirkung eines Medizinrads, einer ganzheitlich-spirituellen Form des Heilens, die bis heute in vielen Völkern der First Nations eine wichtige Rolle spielt.
indigene Kultur kennenlernen bei Epic North
Im Yukon kann man gleich acht Tage lang in die Welt des ursprünglichen Kanadas eintauchen. Mit Epic North in Whitehorse erleben Urlauber die spannende Kultur der First Nations. Mit dem Boot geht es in die abgelegene First-Nations-Gemeinde Fort Selkirk, die auf eine über 8.000 Jahre alte Geschichte zurückblickt. Beim Tlingit-Volk in Carcross hingegen gibt es indigene Kunst und wunderschönes Handwerk zu entdecken. Auch der Kluane-Nationalpark ist einen Abstecher wert. Hier befindet sich das größte, nicht-polare Eisfeld der Welt. Immer mit dabei sind erfahrene Guides, die ihre Geschichten und Legenden der First Nations an ihre Gäste weitergeben möchten.
Im Hundeschlitten Nordlichter sehen mit North of 60 Aurora Adventures
Im winterlichen Yellowknife, in den Northwest Territories, kommen Besucher auf den Hund. Auf Hundeschlitten geht es eine Stunde lang über vorbereitete Pisten oder zugefrorene Seen. Zum Abschluss labt man sich an Stockbrot und heißen Getränken in gemütlichen Trapperlagern oder warmen Tipis. Ein wahres Highlight ist ein Ausflug zum winterlichen Camp von North of 60 Aurora Adventures. Nachdem man sich am knisternden Kaminfeuer aufgewärmt hat, geht es in spezielle Beobachtungsräume, die freie Sicht auf den Himmel gewähren. Hier zeigt sich ein einzigartiges Naturschauspiel – bunt schillernde Nordlichter. Die Guides erklären, welche Rolle die tanzenden Lichter in der Mythologie der indigenen Völker spielen und erzählen von ihren Überlieferungen und Legenden.
LEGENDEN IN DER NACHT LAUSCHEN MIT ONHWA’LUMINA
Eher modern geht es bei dem Volk der Huron-Wendat in Wendake bei Québec zu. Sie haben es sich schon vor langer Zeit zum Auftrag gemacht, Besuchern ihre Kultur näherzubringen. Schon seit Jahren betreibt eine Huron-Wendat-Familie hier ein erfolgreiches Hotel – inklusive Museum und Kulturzentrum. Das neueste Highlight der Gegend ist ein immersives Multimedia-Spektakel, das Urlauber in die mystische Welt der First Nations entführt. Der illuminierte Spazierweg „Onhwa‘ Lumina“ führt durch einen verzauberten Wald, über den Rücken einer Schildkröte, hin zu den Sternen! Begleitet wird die Experience von spannenden Legenden und Liedern in der indigenen Sprache. Einfach magisch!