Meine Zeilen über Neufundland und Labrador lesen sich immer wie eine Liebesode. Ich kann nicht anders. Die kanadische Provinz im Nordosten hat vor Jahren mein Herz erobert. Und lässt es seitdem nicht mehr los. Doch welche Abenteuer lassen sich hier erleben? Ich habe mal eine Liste erstellt.
Hier ein paar Tipps für diejenigen, die gerne mit Rucksack und Wanderschuhen unterwegs sind. Step by step zum Wanderglück.
North Head Trail – Der Wanderweg mit Blick auf die Stadt
Signal Hill thront über St. John’s mit seiner Festung und lockt Touristen aus aller Welt, um die Aussicht entweder auf die Provinzhauptstadt zu genießen oder aber auf den Leuchtturm Cape Spear auf der anderen Seite des Hügels. Der schönste Weg vom Signal Hill in die Stadt führt über den 1,7 Kilometer langen North Head Trail, der den Cabot Tower mit dem Battery-Viertel am Hafen verbindet.
Der Weg führt die rauen Klippen entlang, begleitet von unglaublichen Aussichten auf den Atlantik. Die Möglichkeit von dort aus Wale zu erspähen, macht jeden Schritt ein wenig aufregender. Aber Achtung: nicht bei Nacht oder Dunkelheit den Weg entlanglaufen, er führt teilweise ziemlich nah an den Klippen entlang!
Wandern auf dem East Coast Trail
Wer sich auf den East Coast Trail begibt, sollte keine Höhenangst haben, schon den einen oder anderen Kilometer gewandert sein und natürlich ein Auge für die Schönheit der Natur haben. Während der Atlantik rauscht und der Wind ordentlich pustet, darf der Wanderer an klaffenden Felsspalten vorbeilaufen, durch Märchenwälder streifen und Felder mit essbaren Beeren überqueren. Der East Coast Trail erstreckt sich auf 265 Kilometer von Cape St. Francis (nördlich von St John’s) Richtung Süden nach Cappahayden mit zusätzlichen Abstechern.
Seine 26 Abschnitte reichen von einfach bis schwierig (schon sehr anspruchsvoll), aber die meisten eignen sich sehr gut für Tageswanderungen. Zum Ausprobieren empfehle ich den 9,3 Kilometer langen Weg zwischen Cape Spear und Maddox Cove (nahe Petty Harbour). Das dauert zwischen vier und sechs Stunden.
Für erfahrene Wanderer hat der East Coast Trail auch mehrtägige Touren in petto, mit Übernachtungen auf Campingplätzen und in den schnuckeligen Ortschaften entlang des Weges.
Wandern im Gros Morne National Park
Die Mütter aller Wege sind die Long Range Traverse (35 km) und die North Rim Traverse (27 km), beide schwierige, mehrtägige Wanderwege über die Berge des Nationalparks. Beeindruckend in ihrer Schönheit, aber körperlich anstrengend. Doch ein einmaliges Erlebnis insbesondere wenn inmitten der unberührten Natur campiert wird.
Fit sein ist die Mindestvoraussetzung, zusätzlich benötigt man eine Genehmigung und Beratung von den Park-Rangern. Wer mehrere Wanderungen machen will, sollte 20 Kanada-Dollar in den Gros Morne National Park Trail Guide investieren. Das ist eine wasserfeste Karte mit Wegbeschreibungen auf der Rückseite, die normalerweise in den Visitor Centers erhältlich ist.
Skerwink Trail in Trinity
Trinity ist eine historische, pittoreske Stadt auf dem Bonavista Peninsula. Liebevoll restaurierte alte Häuschen an schiefen Küstenstraßen locken zahlreiche Touristen im Jahr an. Grund dafür ist der Film »Schiffsmeldungen«, der hier gedreht wurde. Und auch wenn der Hollywood-Hype ein bisschen verblasst ist, ist das Bild vom wunderschönen Dorf geblieben. Doch was macht Trinity neben der traditionellen Architektur noch erlebenswert? Richtig, Eisberge!
Der fünf Kilometer lange Skerwink-Rundweg ist ein Must-do in der Region. Atemberaubende Ausblicke auf Brandungspfeiler, den hübschen Leuchtturm am Fort Point und natürlich auf Eisberge im Frühsommer. Unbedingt auch nach Elchen Ausschau halten! Der Anfang des Weges befindet sich in der Nähe der Kirche von Trinity East, abseits der Rte 230.
Zu Wasser gibt es reichlich zu erleben. Besonders in Neufundland. Und die Abenteuer könnten nicht abwechslungsreicher sein.
Kabeljaufischen in Petty Harbour
Wer hat dem kleinen Örtchen nur das R geklaut? Eigentlich müsste es Pretty Harbour heißen. Aber der Name kommt vom französischen »petite« – und das passt sehr gut. Denn mit dem Rücken zu steilen Hängen bietet das schöne, winzige Petty Harbour zahlreichen alten und neuen Bötchen Schutz, die im Hafen liegen.
Ein recht großzügiger Hafen zudem, gemessen an der Einwohnerzahl des Ortes. Wer mit Rick Stanley von Ocean Quest Adventures auf dessen Boot steigt, um Kabeljau zu fischen, der kann sich sicher sein, dass es einiges zu erleben gibt. Denn Stanley und seine Crew kennen die Gegend, in der sich auch gerne Buckelwale blicken lassen, wie ihre Westentasche.
Piratenhöhlen, Schiffswracks, Seevögel und natürlich das Angeln von Kabeljau sind ein echt tolles Erlebnis. Letzteres ist tatsächlich ein Kinderspiel. Ich bin mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass Rick die besten Plätze kennt oder ob das Angeln eines Kabeljaus auch ohne Übung einfach ist. Ach ja, das Reinigen und Filetieren des Fisches bringt Rick einem auch gern bei.
Sea of Whales in Trinity
Im Frühsommer fährt Captain Kris, von »Sea of Whales«, raus zu den Eisbergen, um nach Walen Ausschau zu halten, die sich vor der Bucht von Trinity gerne tummeln, weil das Gewässer reich an Krill ist.
Wer bei ihm auf dem wendigen Zodiac mitfährt, muss sich erst in den Ganzkörperanzug werfen und darf dann Buckelwalen beim Auftauchen zusehen.
Twillingate Island & New World Island
Dieser Teil der Notre Dame Bay bekommt wegen der Wale und Eisberge im Sommer die meiste Aufmerksamkeit. Twillingate (das eigentlich aus zwei sehr eng beieinander liegenden Inseln besteht, North und South Twillingate) liegt nördlich von New World Island.
Man erreicht die Inseln vom Festland aus über ein paar kurze Dämme. An Sommertagen wimmelt es hier nur so von Besuchern, aber es ist trotzdem wunderschön. Jede Biegung der Straße offenbart neue Blicke aufs Meer, malerische Fischerhäfen oder nette Gruppen pastellfarbener Häuser über Klippen und Felsen.
Was man aber keinesfalls verpassen sollte, ist eine Bootstour, um ein Stück näher an die Eisberge zu kommen. Unser Favorit ist Captain Cecils zweistündige Tour bei Iceberg Man Tours.
Western Brook Pond Boat Tour im Gros Morne National Park
Die »Pissing Mare Falls« gehören mit 350 Metern zu den höchsten Wasserfällen in Nordamerika und sind ein Highlight auf der großartigen Tour im Fjord des Nationalparks, der eigentlich ein See ist.
Die Bootsfahrt ist wunderschön und wirklich sehr zu empfehlen. Der Anleger ist auf einem drei Kilometer langen Fußmarsch von Rte 430 über den einfachen Western Brook Pond Trail zu erreichen. Wer in der Dämmerung zurückkehrt, sollte dringend nach Elchen Ausschau halten.
Quirpon Lighthouse Inn
An dieser verlassenen Insel, die neun Kilomater von L’Anse aux Meadows entfernt ist, ziehen regelmäßig Wale und Eisberge vorbei. Was die Abgeschiedenheit angeht, ist diese Pension mit zehn Zimmern unschlagbar.
Sie liegt neben einem aktiven Leuchtturm mit Walbeobachtungs-Station im Inneren. Unbedingt die Paddeltour im Kayak um die Eisberge machen. Klar, das Wasser ist frisch, aber die Erfahrung ist sensationell.
Es muss nicht immer anstrengend sein. Outdoor geht auch gaaaanz entspannt, wie diese Erlebnisse zeigen.
Lighthouse Picnics in Ferryland
Einfach nur toll sind die Lighthouse Picnics. Einfaches Konzept, viel Liebe im Detail und ein Erlebnis, das ewig in den Erinnerungen haften bleibt. Wer ein solches Picknick bucht, bekommt eine Decke und einen Korb mit Bio-Köstlichkeiten (etwa Curry-Chicken Sandwich, gemischten grünen Salat und einen Krug Limonade).
Das genüssliche Verzehren findet dann mit Blick aufs Meer statt. Abholung im Shop an Ferrylands altem Leuchtturm, abseits der Rte 10. Man muss parken und zwei Kilometer laufen, um hinzukommen, aber das lohnt sich. Vorher reservieren!
Cape St Mary’s Ecological Reserve & Umgebung
An der Südwestspitze der Halbinsel Avalon liegt das Cape St. Mary’s Ecological Reserve. Es ist eine der weltweit am besten erreichbaren Vogelkolonien mit 70.000 Vögeln. Tölpel, Dreizehenmöwen, Lummen und Tordalken tummeln sich hier. Vogelliebhaber aus aller Welt pilgern an den Bird Rock.
Dieser ist leicht über einen einfachen Fußweg zu erreichen. Und wer sich schon auf dem Hinweg über die Schafe am Wegesrand gefreut hat, wird beim Anblick des Vogelfelsen, der riesig und beinahe senkrecht aus dem Meer ragt, sprachlos sein.
Denn in der Meeresvogelkolonie brüten zuweilen rund zehntausend Vögel. Wer am Rande der Klippen steht, ist etwa zehn Meter vom kreischenden Gefieder entfernt. Wer kein Kenner ist, kann sich vorher eine kostenlose Führung sichern.
Erdkeller & Papageientaucher in Elliston
Die Nordamerikaner und ihre Hauptstädte. Alles ist vermarktbar, witzigerweise auch »Die Welthauptstadt der Erdkeller«. Die liegt nämlich auf dem Bonavista Peninsula und heißt Elliston. Der kleine Ort hatte es schwer, bevor man auf die Idee kam, die 135 unterirdischen Gemüselagerräume zu vermarkten. Ab da kamen die Besucher in Scharen.
Eigentlich ist die Papageientaucherkolonie vor der Küste viel beeindruckender, denn hier flattern von Mitte Mai bis Mitte August Tausende der rotbackigen Vögel mit den oragenen Schnäbeln vom Ozean auf den Felsen und umgekehrt. Ein kurzer und leichter Weg bis zu den Klippen führt ziemlich nah an sie heran, und von hier kann man auch zur richtigen Jahreszeit Wale und Eisberge sehen. Aber die Puffins, wie die Vögel im Englischen heißen, sind schon allein wegen ihrer putzigen Startmanöver im Wasser ein wundervoller Hingucker.
Newfoundland Pony Sanctuary, Change Islands
Wer Neufundland als Bilderbuchschönheit sehen möchte, der sollte einen Abstecher zu den Change Islands machen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die schiefen Holzhäuschen hocken an kleinen Buchten, vor ihnen Fischernetze, an den Häusern Wäscheleinen und dazwischen bemooste Felsen und raue Einsamkeit.
Doch packt ein paar Äpfel ein und besucht Netta und ihren Ponyhof. Netta LeDrew hat ihr Herz für das Newfoundland Pony entdeckt und setzt sich mit Leib und Seele dafür ein, die vom Aussterben bedrohte Rasse zu retten. Kinder können reiten, Erwachsene können streicheln und alle können sich gemeinsam an den Tieren und Nettas aufopfernden Einsatz erfreuen.
Gros Morne National Park
Die beeindruckenden Tablelands und die tief eingeschnittenen Wasserläufe dieses Nationalparks sind übernatürliche Spielplätze. Der Park wurde 1987 zum Welterbe ernannt und ist besonders für Geologen von Bedeutung, da er ihnen viel über unseren Planeten verrät.
Vor allem die bronzefarbenen Tablelands bestehen aus Gestein, das tief aus der Erdkruste stammt. Nirgendwo auf der Welt ist derartiges Material so leicht zugänglich wie im Gros Morne National Park.
Zu Besuch bei den Nordmännern von L’Anse aux Meadows
Circa. 100 n. Chr. lebten hier Leif Eriksson und seine Wikingerfreunde. Besucher können heute noch die Überreste ihrer Siedlung am Wasser bestaunen: acht Holz- und Grassodengebäude, heute nur noch vage zu erkennen im schwammigen Untergrund, und drei Gebäudenachbauten, die von kostümierten Schauspielern bewohnt werden. Sie tragen Namen wie Thora und Björn und simulieren Wikingerhausarbeit wie Flachsspinnen, Nägelschmieden usw. Der Rundgang dauert etwa zwei bis drei Stunden.
Das Gelände mag langweilig wirken – man steht in einem Moor mitten im Nirgendwo und starrt auf einen Fleck, auf dem einst ein paar alte Grasbodenhäuser standen –, dennoch ist diese Stätte ein Weltkulturerbe und eine echte Attraktion.
Das Informationszentrum lohnt einen Besuch allein wegen des Einführungsfilms, der die faszinierende Geschichte des norwegischen Forschers Helge Ingstad erzählt, der die Stätte entdeckte. Auch interessant ist der drei Kilometer lange Wanderweg, der sich durch das lange Terrain rund um das Informationszentrum und der Küste entlang schlängelt.
Zu gut für eine Kategorie! Oder the best of all Outdoor-Worlds
Torngat Mountains National Park
Mit einer Landschaft wie aus einer anderen Welt, gespickt mit schmalen Gipfeln und felsigen Landzungen, die in türkisfarbenes Wasser abfallen, bietet der Torngat Mountains National Park Natur in ihrer unberührtesten Form. Das Gebiet ist auch für die Wissenschaft äußerst interessant, da es hier die ältesten Steine der Welt gibt – 3,9 Milliarden Jahre alt sollen sie sein.
Ein weiteres Highlight ist eine seltene Robbenpopulation in einem Süßwassersee. Die Kaumajet Mountains südlich des Parks sind ebenfalls wie geschaffen für Wanderungen. An Labradors frostige Spitze kommt man nur mit dem Charterflugzeug, einem Boot oder der Fähre. Menschen leben hier nicht, das ist pure Wildnis und somit Eisbär-Terrain. Das wiederum bedeutet, dass jeder Besucher einen bewaffneten Guide an seiner Seite haben muss.
Die einzige Möglichkeit, den Torngat Mountains National Park über Nacht zu besuchen, bietet ein Basislager im Park. Die Gäste schlafen in komfortablen Jurten oder im Glamping-Style: Kuppelzelte mit Heizung und Strom. Es gibt sogar Duschen und Verpflegung, mit Mahlzeiten eines Kochs vor Ort. Zu den Aktivitäten im Camp gehören Wandern, Bootfahren und Touren mit dem Helicopter. Ein elektrischer Zaun ist ein Garant dafür, dass nachts die Eisbären draußen bleiben.